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Winkelstabile Plattenosteosynthese von Azetabulumfrakturen – Eine biomechanische Untersuchung bei hohen vorderen Pfeilerfrakturen –
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Published: | October 18, 2011 |
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Fragestellung: Die steigende Inzidenz von vorderen Pfeilerfrakturen bei älteren Patienten [1] ist mit Herausforderungen verbunden. Während die konservative Therapie eine längere Immobilisation erfordert, ist man bei operativen Verfahren mit einer reduzierten Knochenqualität und Unfähigkeit des älteren Patienten zur postoperativen Entlastung konfrontiert. In der Versorgung von osteoporotischen Frakturen, haben sich zur Erhöhung der Stabilität winkelstabile Implantate in verschiedenen Lokalisationen durchgesetzt [2]. Im Bereich der Azetabulumchirurgie finden sie bisher keine routinemäßige Verwendung. Das Ziel dieser Studie ist der Vergleich einer klassischen vs. einer winkelstabilen Plattenosteosynthese und die mögliche Stabilitätssteigerung durch zusätzliche Implantation einer infra-azetabulären Schraube.
Methodik: Standardisierte instabile vordere Pfeilerfrakturen in Synbone-Becken wurden mit 9-Loch j-Platten (Low Profile Pelvic System, Synthes) stabilisiert. Je nach Gruppe wurden jeweils 6 Becken mit winkelstabilen (Gruppe 1) oder konventionellen Platten (Gruppe 2) versorgt. Jedes Becken wurde sowohl mit als auch ohne eine zusätzlich platzierte infra-azetabuläre Schraube getestet. In einem etablierten Versuchsaufbau wurden die Becken im simulierten Einbeinstand mit 6 Zyklen a 800 Newton statisch belastet und die Fraturdislokation in der Hauptbelastungszone mit Hilfe eines Ultraschall basierten Zebris-3D-Motion Analyzer gemessen. Die statistische Auswertung erfolgte mit dem multiplen T-Test und der Ryan's Prozedur. Ein Konfidenz-Intervall von 95% wurde als signifikant erachtet.
Ergebnisse und Schlussfolgerungen: Die Bewegungsmuster sämtlicher Becken waren in allen 3 Raumebenen vergleichbar. Durch die zusätzlich platzierte infraazetabuläre Schraube konnte unabhängig von der Winkelstabilität eine signifikante Reduktion der Frakturdislokation in beiden Gruppen erzielt werden (DELTA[%]: Gruppe I =39,7, Gruppe II =50,6; p<0,05). Die winkelstabile Plattenosteosynthese hingegen führte zu keiner Reduktion der maximalen Frakturdislokation (Mittelwert±SD der Vectordislokation [mm] in Gruppe I vs. II mit infra-azetabulärer Schraube: 0,223±0,029 vs. 0,185±0,033 und ohne infra-azetabulärer Schraube: 0,370±0,029 vs. 0,367±0,018; jeweils p=ns). Im Modell zeigten winkelstabile Implantate keine Stabilitätssteigerung der Osteosynthese, wohingegen die zusätzliche Platzierung einer infra-azetabulären Schraube zu einer signifikanten Zunahme der Stabilität von Plattenosteosynthesen führte. Basierend auf diesen Ergebnissen sollten im klinischen Alltag zunehmend die Platzierung einer infra-azetabulären Schraube bei Azetabulumfrakturen mit Beteiligung des vorderen Pfeilers angestrebt werden, die mit einer Plattenosteosynthese über den ilioinguinalen Zugang versorgt werden.