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Die Interobserver-Reliabilität der Beurteilung von Glenoidfrakturen durch vordere Schulterluxation bei Vergleich von Röntgen und CT
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Published: | October 18, 2011 |
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Fragestellung: Ein Glenoidrandfraktur kann die Ursache rezidivierender vorderer Schulterluxationen sein. Die Häufigkeit des Vorliegens einer Glenoidfraktur bei rezidivierender vorderer Schulterluxation wird mit 8% bis 80% sehr variabel berichtet. Variable Qualität der bildgebenden Diagnostik könnte dafür verantwortlich sein. Oft wird diese Begleitverletzung nicht primär diagnostiziert, sondern bei Auftreten wiederkehrender Luxationen des Schultergelenkes erkannt. Ist bei rechtzeitiger Diagnosestellung unter Umständen eine Fragmentverschraubung möglich, kann bei verspätet erkannter Fraktur ein rekonstruktiver Eingriff notwendig werden. Erhöht die Verwendung des CT die Diagnoserate einer knöchernen Glenoidläsion bei vorderer Schultererstluxation?
Methodik: Über einen Zeitraum von 2,5 Jahren wurde bei allen Patienten, welche wegen einer traumatischen Schultererstluxation vorstellig wurden neben den Routine- Röntgen Aufnahmen vor- und nach Reposition zusätzlich ein Schulter-CT nach Reposition angefertigt. Nach Ausschluß jener Patienten mit lückenhafter Bilddokumentation und jener, welche ohne adäquates Trauma eine Schulterluxation erlitten, verblieben 20 von 55 Patienten für die Untersuchung. Die Bildanalyse wurde von sechs Untersuchern aus den Fachrichtungen Unfallchirurgie, Orthopädie und Radiologie mit klinischer Berufserfahrung von 2 bis 15 Jahren durchgeführt. Zur Beurteilung standen Röntgen in 2 ebenen vor- und nach Reposition, sowie ein Schulter CT mit Rekonstruktion in 3 Ebenen nach Reposition. Zuerst auf jedem Röntgen und darauf im CT war zu beurteilen, ob eine Fraktur des Glenoid, des Tuberkulum majus, eine Hill-Sachs Delle oder eine andere knöcherne Verletzung vorliegt. Die Beurteilungen der einzelnen Untersucher wurden mit einer Referenz von einem Spezialisten auf dem Gebiet verglichen.
Ergebnisse und Schlussfolgerungen: Die Auswertung zeigte, daß jeder der Untersucher in 1 bis 4 Fällen (5%-20%) eine im CT deutlich sichtbare Glenoidrandfraktur auf keinem der vier zuvor bewerteten Röntgenbilder erkannt hatte. Bezogen auf das Glenoid lag die geringste Sensitivität mit 44,4% bei Beurteilung des transscapulären Röntgen nach Reposition. Dagegen zeigte das CT bei Beurteilung des Glenoid eine Sensitivität von 93,3%, da ein Untersucher in einem Fall auch das CT hinsichtlich einer Glenoidläsion als negativ bewertete. Die Sensitivität konventioneller Röntgenaufnahmen zur Beurteilung einer knöchernen Glenoidläsion nach Schultererstluxation scheint unzureichend. Selbst geschulte Untersucher können derartige Begleitverletzungen am Röntgen übersehen. Die rechtzeitige Diagnose dieser Pathologie hinsichtlich der variablen Therapieoptionen je nach Resorptionsgrad eines derartigen Fragmentes ist jedoch entscheidend. Daher sollte nach traumatischer Schultererstluxation neben der konventionellen Röntgendiagnostik ein CT des reponierten Gelenkes angeschlossen werden.