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Reaktionsmuster von Nutzern auf evidenzbasierte Gesundheitsinformationen: eine qualitative Analyse
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Published: | February 22, 2010 |
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Hintergrund: Verständliche, qualitätsgeprüfte und unabhängige Gesundheitsinformationen stellen eine Voraussetzung für die Entscheidungsfähigkeit und Partizipation von Bürgern und Patienten im Gesundheitssystem dar. Zu den Qualitätskriterien für evidenzbasierte Patienteninformation (EBPI) gehören die Einbeziehung der Patienten, ihrer Erfahrungen und Bedürfnisse in den Erstellungsprozess. Relevant, aber bislang wenig untersucht sind in diesem Kontext die Wirkungen und Reaktionsmuster, die durch Gesundheitsinformationen bei den Nutzern hervorgerufen werden. Ein wichtiger Aspekt dabei ist, wie Nutzer mit Unsicherheit bzw. nicht ausreichender Evidenzlage umgehen. Diese Fragen wurden näher untersucht.
Material/Methoden: Grundlage der vorgestellten qualitativen Auswertung sind die Ergebnisse einer externen Evaluation von 107 Informationsprodukten (bzw. Entwürfen) des IQWiG durch 124 Patienten und Bürger. Die Nutzertestung wurde von der Patientenuniversität der Medizinischen Hochschule Hannover im Auftrag des IQWiG durchgeführt. Hierbei wurden sowohl Einzelbewertungen als auch das Meinungsbild eines moderierten Diskussionsprozesses in Kleingruppen erfasst. Die Wortprotokolle der Gruppendiskussionen zu 25 Informationsprodukten wurden mithilfe einer qualitativen Themenanalyse auf Reaktionsmuster ausgewertet.
Ergebnisse: Auf Basis der Wortprotokolle wurde am Material ein Kategorienraster zu Reaktionsmustern der Nutzer entwickelt. Es konnten acht Hauptkategorien sowie 27 Subkategorien erster Ordnung mit weiteren Subkategorien zweiter Ordnung unterschieden werden. Die Hauptkategorien lassen sich differenzieren nach: (i) Interesse, (ii) Zufriedenheit, (iii) Beruhigung und Vertrauen (iv) Aktivierung sowie (v) Desinteresse, (vi) Unzufriedenheit, (vii) Zweifel und (viii) Beunruhigung und Sorge.
Schlussfolgerung/Implikation: Das Kategorienraster ist hilfreich, um Nutzeranforderungen an Gestaltung und Vermittlung von Gesundheitsinformationen in ihrem qualitativen Spektrum zu definieren. Wirkungen und Reaktionsmuster, die bei Nutzern durch Gesundheitsinformationen hervorgerufen werden, können als ergänzende Kriterien für die Aufbereitung und Erstellung von evidenzbasierten Informationen dienen. Auch für die Analyse ethischer Aspekte von Gesundheitsinformationen ist das umfassende Wissen über Reaktionsmuster relevant. So wäre weiter zu untersuchen, inwieweit u.a. Ungleichheiten in Bildung und sozio-ökonomischem Status die Reaktion und damit die Verarbeitung von evidenzbasierten Informationen beeinflussen.