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Akustisches Trauma bei Callcenter-Mitarbeitern
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Published: | April 17, 2009 |
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In den vergangenen Jahren wurden zunehmend häufig Lärmtraumen von Callcenter-Mitarbeitern in der Poliklinik der Martin-Luther-Universität Halle behandelt. Die Patienten berichten über Hörminderungen, Schwindel, Benommenheit, Hyperakusis, Tinnitus, Cephalgien und vegetative Symptome. Retrospektiv wurden im Zeitraum von 07/2007 bis 10/2008 insgesamt 28 Patienten, davon 23 Frauen und 5 Männer bezüglich Ihres Beschwerdebildes und des klinisch und audiometrisch fassbaren Befundes analysiert. Ziel war die Erfassung der Art und der Folgen des akustischen Traumas.
Die Patienten wurden zeitnah nach dem akuten Lärmtrauma im Rahmen der erforderlichen berufsgenossenschaftlichen HNO-Erstbeurteilung untersucht und befundabhängig weitere therapeutische Maßnahmen eingeleitet. Der Altersmittelwert der Interventionsgruppe beträgt 35,92 Jahre mit einer Spannweite von 19 bis 57 Jahren. Bei 50% der Patienten konnte eine therapierelevante Störung des cochleovestibulären Organs nachgewiesen werden. In 3 Fällen war eine teilstationäre rheologische Infusionstherapie notwendig. Weitere 11 Patienten erhielten eine orale Medikation mit Pentoxyphyllin.
Akustischen Traumen in Callcentern sind vor allem Patienten im jungen bis mittleren Lebensalter ausgesetzt. Am häufigsten wurde über eine Trillerpfeifenattacke bei getragenem Head-Set berichtet. In der Hälfte der Fälle traten behandlungsbedürftige Schäden des cochleovestibulären Organs auf.
Die subjektive Befindlichkeit kann anhaltend aufgrund von Ohrgeräuschen und Hyperakusis beeinträchtigt sein. Prospektiven Untersuchungen bleibt es vorbehalten, die langfristigen cochleovestibulären Residuen mit entsprechenden sozioökonomischen Folgen zu untersuchen.