Diese Dissertation besteht aus vier Studien aus dem weit gefassten Feld der Experimentalökonomie (Experimental Economics). Jedes dieser vier Forschungspapiere berichtet von Experimenten, welche Fragen zu individuellen Entscheidungen und Marktverhalten im Finanzbereich untersuchen. Sie befassen sich damit, wie sich Menschen auf Finanzmärkten verhalten, sowie mit ihren Überzeugungen, ihren Erwartungen und ihren Wahrnehmungen.
In der gesamten Arbeit wende ich die Methodik der experimentellen Ökonomie an, d.h. ich verwende dabei kontrollierte Experimente---insbesondere ``artefactual'' und ``framed'' field experiments, Feldexperimente. Um Bedenken hinsichtlich der Verallgemeinerbarkeit experimenteller Ergebnisse auszuräumen, verwende ich sowohl Standard-Subjects, als auch Finanzexperten als ein relevanteres Sample für Entscheidungen auf Finanzmärkten.
Kapitel 1 untersucht mit einem umfangreichen Online-Experiment mit Teilnehmern aus den USA und Großbritannien, wie sich die Erwartungen und das Investitionsverhalten von Menschen vor dem Hintergrund sozialer Informationen von Peers und von Experten ändern. Die Studie zeigt, dass die Prognosen von Laien stark von Informationen beeinflusst werden, die sie über die Prognosen anderer Teilnehmer erhalten, während Finanzprofis viel weniger von sozialen Informationen beeinflusst werden; Informationssignale von Finanzprofis beeinflussen alle Subjects stärker als Prognosen von Laien; ich beobachte einen Home Bias in allen Teilnehmergruppen, der durch Informationssignale abgeschwächt werden kann; alle Teilnehmergruppen erwarten geringere Prognosefehler für Finanzprofis als für Laien, was auf Vertrauen in Experten hindeutet.
Kapitel 2 berichtet von einem Experiment, durch welches ich besser zu verstehen versuche, wie sich die Entscheidungen von Studenten und, wichtiger noch, von Finanzprofis unter Risiko sowie ihre Risikowahrnehmung während Marktschocks innerhalb und außerhalb des Labors anpassen. Um Veränderungen in der Risikobereitschaft von anderen Faktoren zu isolieren, habe ich kontrollierte Experimente während einer eher ruhigen Marktperiode mit steigender Tendenz im Dezember 2019 sowie während des Börsencrashs im März 2020 durchgeführt. Ich beobachte, dass die Investitionen der Profis im Experiment im März 2020 um 12 Prozent niedriger waren als im Dezember 2019, obwohl sich ihre Preiserwartungen nicht verändert hatten und obwohl sie das experimentelle Asset während des Crashs als weniger riskant einschätzten als zuvor. Dies deutet darauf hin, dass die niedrigeren Investitionen durch eine höhere Risikoaversion und nicht durch veränderte Erwartungen getrieben sind.
Kapitel 3 untersucht, ob Finanzprofis anfällig für Preisblasen bzw. förderlich für die Markteffizienz sind. Die Effizienz von Finanzmärkten und ihr Potenzial, Blasen zu produzieren, sind zwar zentrale Themen in der akademischen und professionellen Diskussion, bisher ist allerdings wenig über den Beitrag von Finanzprofis in diesem Bereich bekannt. In dieser Studie führe ich experimentelle Assetmärkte mit Finanzprofis und Studenten durch. Ich stelle fest, dass Märkte mit Blasen-Treibern---Kapitalzuflüsse oder hohes Anfangskapitalangebot---auch mit Finanzprofis anfällig für Blasen sind, obwohl sie effizienter sind als Studentenmärkte. In gemischten Märkten mit Studenten treten ebenfalls Preisblasen auf, allerdings wirken Profis als Preisstabilisatoren.
Kapitel 4 befasst sich mit der (Un-)Ehrlichkeit in der Finanzindustrie. Ich trage zu dieser wichtigen Diskussion bei, indem ich in einem kontrollierten Experiment mit Finanzprofis (und mit Studenten als Kontrollgruppe) Präferenzen für Ehrlichkeit innerhalb der Finanzindustrie untersuche. Teilnehmer im Experiment müssen eine von zwei Zahlen berichten, von denen eine wahr und die andere falsch ist, wobei es kostspielig ist, die Wahrheit zu sagen. In drei Haupttreatments variiere ich den situativen Kontext der Entscheidungen der Teilnehmer (abstrakter, neutraler, oder finanzieller Kontext), indem ich unterschiedlich formulierte Instruktionen verwende. Ich finde, dass der Situationskontext für Finanzexperten eine Rolle spielt: sie handeln ehrlicher in einem Finanzkontext und einem neutralen Kontext als in einer abstrakten Situation, während ich keine solchen Unterschiede für die Kontrollgruppe finde.