Zusammenhang zwischen postoperativer kognitiver Dysfunktion und systemischer Entzündungsreaktion sowie präoperativer Statintherapie bei älteren herzchirurgischen Patienten

Abstract

Ziel dieser Arbeit war es, zu untersuchen, ob in einem kardiochirurgischen Patientenkollektiv die präoperative Einnahme eines Statins mit einer milderen postoperativen Entzündungsreaktion und einer geringeren POCD-Rate assoziiert ist. Insgesamt wurden 209 Patienten, von denen 107 präoperativ ein Statin einnahmen, in die Studie eingeschlossen. Eine Woche postoperativ lag bei 38 von 164 getesteten Patienten eine POCD vor (23,2 %; 95 %-CI 17- 30 %). Nach drei Monaten war dies bei sechs von 86 Patienten (7 %; 95 %-CI 1-12 %) der Fall. Dabei war weder ein Zusammenhang zwischen dem Auftreten von POCD und der Höhe der CRP-Konzentrationen noch ein anti-entzündlicher Effekt einer präoperativen Statineinnahme darstellbar. Dementsprechend war eine Statinmedikation auch nicht mit einer geringeren POCD-Häufigkeit assoziiert. Interessanterweise wiesen Statin-Patienten am zweiten postoperativen Tag gegenüber Nicht-Statin-Patienten vielmehr signifikant erhöhte CRP-Werte auf. Eingeschränkt wird die Aussagekraft der Untersuchung durch das sich zwischen Statin- und Nicht-Statin-Patienten unterscheidende Krankheits- und Operationsspektrum, das beobachtende Studiendesign und hohe Drop-Out-Raten. Insbesondere zum Messzeitpunkt drei Monate postoperativ waren aufgrund der niedrigen POCD-Rate und der Zahl verbleibender Patienten statistisch fundierte Aussagen nicht zu treffen. Die Rolle der Statine als neuroprotektives Agens in der Herzchirurgie bleibt weiterhin unklar und es werden weitere randomisierte, kontrollierte, Doppelblind-Studien mit adäquatem neuropsychologischem Assessment sowie weitere Grundlagenforschung zur Auswirkung verschiedener Statine auf zentralnervöse Prozesse unter verschiedenen Stressbedingungen benötigt.