Titel: Integration von geflüchteten Personen in Gesundheitsberufe: Bedarfe, Konzepte und ihre Wirksamkeit
Sprache: Deutsch
Autor*in: Khan-Gökkaya, Sidra
Schlagwörter: Integration; Geflüchtete; Gesundheitsberufe
Erscheinungsdatum: 2020
Tag der mündlichen Prüfung: 2021-02-24
Zusammenfassung: 
Hintergrund: Geflüchtete und zugewanderte Personen gehören zu einer vulnerablen Gruppe auf dem Arbeitsmarkt, da sie auf dem Weg ihrer Integration in Gesundheitsberufe verschiedene Herausforderungen erleben. Internationale Studien weisen darauf hin, dass frühzeitige Interventionen die Beschäftigungsfähigkeit von geflüchteten Personen erhöhen und die berufliche Integration unterstützen können. Das Ziel dieser Dissertation ist es daher, die beruflichen Erfahrungen von geflüchteten Fachkräften in Gesundheitsberufen zu analysieren und die Wirksamkeit von Förder- und Orientierungsprogrammen zu evaluieren.
Methoden: Die Ziele der Dissertation wurden mithilfe von drei Teilstudien – einer systematischen Literaturübersicht, einer qualitativen sowie einer Mixed-Methods-Studie – erreicht. Im Rahmen der systematischen Literaturübersicht (Studie 1) wurden mithilfe der PICOS-Kriterien und vordefinierter Ein- und Ausschlusskriterien internationale Förderprogramme zur beruflichen Integration Zugewanderter identifiziert und mithilfe des Mixed Methods Appraisal Tool und des Kirkpatrick Training Evaluation Model auf ihre methodische Qualität hin überprüft. Im Rahmen der Interviewstudie (Studie 2) wurden semi-strukturierte Leitfaden-Interviews erstellt und 16 geflüchtete Fachkräfte aus unterschiedlichen Gesundheits-Professionen sowie acht Betreuende zu den Herausforderungen und Strategien beim beruflichen Integrationsprozess befragt. Im Rahmen der Evaluationsstudie (Studie 3) wurden Teilnehmende und Dozierende eines Orientierungsprogrammes zur beruflichen Integration von geflüchteten Fachkräften mithilfe quantitativer Fragebögen und eines qualitativen Fallserienkonzeptes zu vier Messzeitpunkten (prä, Halbzeit, post, follow-up) zu ihren Erfahrungen befragt. Die qualitativen Befragungen (Studie 2 und 3) wurden aufgezeichnet, transkribiert und inhaltsanalytisch ausgewertet.
Ergebnisse: Mithilfe des systematischen Reviews (Studie 1) konnten 31 Programme zur Förderung der beruflichen Integration von Zugewanderten identifiziert werden. Dabei wurde deutlich, dass ein Mangel an Programmen für geflüchtete Fachkräfte besteht und dass die methodische Qualität der Evaluationen gering ausfällt. Durch die Interviewstudie (Studie 2) kristallisierten sich zentrale Themen heraus, die bei der erfolgreichen Integration berücksichtigt werden sollten. Dazu zählen die formale Anerkennung der Berufe, der Spracherwerb, die mangelnde Vertrautheit mit dem Gesundheitssystem, arbeits- und interkulturelle Aspekte, Konflikte im Team und mit Patient:innen, emotionale Herausforderungen, Diskriminierungserfahrungen sowie Ausbeutung. Im Rahmen der Evaluation des am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) implementierten Orientierungsprogrammes (Studie 3) konnten Veränderungen der sprachlichen, professionellen und formalen Kompetenzen beobachtet werden. Darüber hinaus wurde eine Veränderung der persönlichen Situation sowie negative Veränderung bei einzelnen Teilnehmenden durch eine mangelnde Supervision deutlich.
Diskussion und Schlussfolgerung: Die vorliegende Dissertation liefert neue Erkenntnisse zu den beruflichen Erfahrungen von geflüchteten Fachkräften in Gesundheitsberufen und ihrer Stärkung durch Förder- und Orientierungsprogramme. Internationale Studien fokussieren bislang stark auf die Integration internationaler Fachkräfte. Im Rahmen des Reviews wurden erstmals auch spezifische Programme zur Integration geflüchteter Fachkräfte integriert. Die Ergebnisse verdeutlichen die Notwendigkeit, Programme für unterrepräsentierte Gruppen wie geflüchtete Fachkräfte anzubieten und diese systematisch zu evaluieren. Die Ergebnisse der Interviewstudie lassen darauf schließen, dass geflüchtete Fachkräfte nicht nur mit individuellen, sondern auch mit strukturellen und institutionellen Barrieren konfrontiert sind. In diesem Kontext ist es notwendig, die Rolle von Krankenhäusern und Kliniken im Integrationsprozess stärker hervorzuheben und betriebliche Veränderungen einzuleiten, um eine erfolgreiche Integration zu gewährleisten. Die Ergebnisse der Evaluationsstudie lassen die Schlussfolgerung zu, dass die Reduktion von Angst und die Stärkung des Selbstbewusstseins bei der beruflichen Integration im Vordergrund stehen sollten. Die Studie weist jedoch auch auf die Schwierigkeit von systematischen Evaluationen im Kontext der Zielgruppe und im Rahmen innovativer Modellprojekte hin. Für weitere Forschung gilt es daher, methodische Herausforderungen in diesem Themenfeld zu adressieren.

Background: Refugee and immigrant health professionals belong to a particularly vulnerable group in a host country’s labour market as they face several barriers when re-entering their occupations. International studies indicate that early interventions can increase the employability of immigrants and support their labour market integration. The aim of this thesis is to identify the labour market experiences of refugee health professionals and evaluate the effectiveness of qualification programmes for the labour market integration of refugee health professionals.
Methods: Three studies – a systematic review, a qualitative study as well as a mixed-methods study – contributed to covering the aims of the thesis. Within the first study (systematic review) search terms were identified according to the PICOS-framework. Based on inclusion and exclusion criteria relevant programmes for the labour market integration of refugee and immigrant health professionals were identified and evaluated. Their methodological quality was assessed with the Mixed Methods Appraisal Tool and Kirkpatrick’s Training Evaluation Model. Within the second study, semi-structured interviews were conducted with 16 refugee health professionals as well as with eight supervisors. They were asked about the barriers they had experienced at their workplaces and the strategies they had developed to overcome these barriers. Within the third study, participants and teachers of an orientation programme for the labour market integration of refugee health professionals were asked about their experiences. Quantitative questionnaires and qualitative interviews at several time points (pre, halftime, post, follow-up) contributed to the evaluation of the programme.
Results: Within the systematic review, 31 programmes for the labour market integration of immigrant health professionals were identified. Results prove a lack of programmes for refugee health professionals as well as a low quality of the performed evaluations. Within the second study, several topics were identified that shape the labour market experiences of refugee health professionals. These include the recognition of their former qualification, the language acquisition, the unfamiliarity with the health care system, cross-cultural aspects of work, conflicts with team members and patients, emotional distress, experience of discrimination as well as exploitation. The results of the third study point out that participation in orientation programmes can contribute to the improvement of language, professional and formal skills. Participation also made an impact on participant’s personal situations. Some participants described negative changes through a lack of supervision.
Discussion and conclusion: This thesis provides new insights into the professional experiences of refugee health professionals and their support through programmes. International studies have focused on the labour market experiences of international health professionals. Within this review, for the first time, programmes for the labour market integration of refugee health professionals were included as well. Results suggest that there is a need to implement programmes for marginalised groups and systematic evaluation of such. The results of the second study indicate that refugee health professionals do not only experience individual, but also structural and institutional barriers on their path to employment. Thus, it is necessary to point out the role of organisations in the context of the labour market integration and implement structural changes within the organisations. Moreover, results of the third study reveal that reduction of fear and strengthening self-esteem should have priority when addressing issues of labour market integration. However, the study reveals difficulties in evaluating programmes with the specific target group. Thus, methodological challenges in this area should be addressed for further research.
URL: https://ediss.sub.uni-hamburg.de/handle/ediss/8890
URN: urn:nbn:de:gbv:18-ediss-90949
Dokumenttyp: Dissertation
Betreuer*in: Schulz, Holger
Enthalten in den Sammlungen:Elektronische Dissertationen und Habilitationen

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