Titel: Komorbiditäten und assoziierte Behandlungsschwierigkeiten bei Herzinsuffizienz
Sonstige Titel: Possible Impacts of Comorbidities with Chronic Heart Failure on associated General Practitioners Treatment Difficulties
Sprache: Deutsch
Autor*in: Adam, Winfried
Schlagwörter: Komorbiditäten; Behandlungsschwierigkeiten; Multimorbidität
GND-Schlagwörter: HerzinsuffizienzGND
HausarztGND
PsychosomatikGND
KardiologieGND
Ambulante BehandlungGND
PsychokardiologieGND
Erscheinungsdatum: 2022
Tag der mündlichen Prüfung: 2022-09-29
Zusammenfassung: 
Ziel der Arbeit war erstens, zu analysieren, wie viele Komorbiditäten bei Patienten mit Herzinsuffizienz wie häufig auftreten, zweitens Arten von Komorbiditäten und deren Häufigkeiten bei Patienten mit Herzinsuffizienz zu identifizieren, dies bezogen auf einzelne Komorbiditäten, aber auch auf Kombinationen von zwei und drei Komorbiditäten. Drittens sollte betrachtet werden, welche Komorbiditäten bzw. Kombinationen von Komorbiditäten auffällig häufig mit Behandlungsschwierigkeiten seitens der Hausärzte assoziiert sind. Ein besonderer Fokus sollte hierbei auf psychische Symptomatik gesetzt werden, mit der Fragestellung, ob die verfügbaren Daten Hinweise auf Zusammenhänge zwischen psychischer Symptomatik und Behandlungsschwierigkeiten bei Patienten mit den entsprechenden Komorbiditäten bzw. Kombinationen von Komorbiditäten geben.
Methode: Im Rahmen einer deskriptiven Querschnittsstudie wurden die Fragebogen-Informationen über 3.134 Herzinsuffizienz-Patienten an zwei regionalen Standorten (Hamburg/Schleswig-Holstein und Würzburg) ausgewertet. Dabei wurden alle Informationen zu Komorbiditäten und Behandlungsschwierigkeiten durch fragebogengestützte Telefon-Interviews mit den behandelnden Ärzten bezogen. Zusätzlich wurde die psychische Symptomatik entsprechend einem im Patienten-Fragebogen integrierten strukturierten Schema (PHQ-D, HADS-A) mit in die Auswertung einbezogen, um mögliche die Behandlungsschwierigkeiten betreffende psychosomatische Zusammenhänge aufzudecken. Über einen SPSS-basierten Abfrage-Algorithmus wurden nicht nur alle 45 durch das MultiCare-Projekt definierten Komorbiditäten ausgewertet, sondern auch alle Zweier- und Dreier-Kombinationen von Komorbiditäten bis zu einer Prävalenz von 1 % (n = 30 Patienten) erhoben, die dann in Relationen (Observed to Expected Outcome Ratio) zunächst mit dem Endpunkt Behandlungsschwierigkeiten, dann mit dem Endpunkt affektive Symptomatik in Beziehung gebracht wurden.
Ergebnisse: Im Durchschnitt hatte ein Herzinsuffizienz-Patient 4,8 Komorbiditäten. Herzinsuffizienz zeigt sich als regelhaft multimorbide Erkrankung: 92,6 % der Patienten hatten mindestens zwei, 80,3 % mindestens drei Komorbiditäten. Es konnte nachgewiesen werden, dass der Anteil von Patienten mit Behandlungsschwierigkeiten bei zunehmender Zahl von Komorbiditäten zunimmt. Bei mehreren Komorbiditäten zeigte sich, dass der Anteil der Patienten mit Behandlungsschwierigkeiten besonders stark anstieg, wenn sich die Zahl der Komorbiditäten erhöhte: Besonders auffällig hier waren Depression, Angsterkrankungen, Niereninsuffizienz, Asthma/COPD, Atherosklerose/PAVK, Erkrankungen des oberen Gastrointestinaltrakts und Osteoporose. Darüber hinaus konnte nachgewiesen werden, dass bei den hoch prävalenten Komorbiditäten Koronare Herzkrankheit, Arterielle Hypertonie, Kardiale Arrhythmien und Diabetes mellitus nach Differenzierung von zwei Patientengruppen nach affektiver Symptomatik die affektiv höher belastete Patientengruppe anteilig deutlichere Assoziationen zu Behandlungsschwierigkeiten zeigte als die affektiv geringer belastete Patientengruppe. Schließlich ergaben sich Hinweise da-rauf, dass einige niedrig prävalente Komorbiditäten ebenfalls mit einem relativ hohen Anteil an Patienten mit Behandlungsschwierigkeiten assoziiert sind. Hierzu gehören Erkrankungen des oberen Gastrointestinaltrakts, Rheuma, Allergien und Augenerkrankungen.
Schlussfolgerungen: Die Ergebnisse der Analysen legen nahe, dass die Empfehlungen für Prävention, Diagnostik und Therapie von Herzinsuffizienz erweitert werden sollten. Dabei sollten die hochprävalenten Komorbiditäten Koronare Herzkrankheit, Arterielle Hypertonie, Kardiale Arrhythmien und Diabetes mellitus in Forschung und Praxis entsprechend differenziert werden, einerseits nach gut kompensiertem (klinisch asymptomatischem) und dekompensiertem (symptomatischem) Verlauf, andererseits könnte ein kurzes Screening zur Erfassung von psychischer Symptomatik wertvoll sein, um z. B. durch ergänzende Verhaltenstherapie die Zahl schwieriger Behandlungsverläufe zu senken. Dabei sollten die bisher in der Forschung wenig beachteten Komorbiditäten Erkrankungen des oberen Gastrointestinaltrakts, Rheuma, Allergien und Augenerkrankungen bei Patienten mit Herzinsuffizienz mehr Beachtung finden: Die Ergebnisse dieser Arbeit geben Hinweise darauf, dass diese Erkrankungen Einfluss auf den Verlauf der Herzinsuffizienz-Erkrankung haben könnten. Diesen Hinweisen sollte im Rahmen von gezielten Komorbiditätsstudien (z. B. Fokus auf Herzinsuffizienz-Patienten mit Erkrankungen des oberen Gastroin-testinaltrakts) nachgegangen werden. Für die Praxis könnte auch hier der regelhafte Einsatz von Screening-Verfahren für psychische Symptomatik sinnvoll sein: Ggf. könnte ein potentiell schwieriger Krankheitsverlauf so rechtzeitig verhindert werden, wenn ein durch Visusverlust belasteter Patient durch eine erfolgreiche augenärztli-che Behandlung Entlastung bekommt.
URL: https://ediss.sub.uni-hamburg.de/handle/ediss/9927
URN: urn:nbn:de:gbv:18-ediss-104653
Dokumenttyp: Dissertation
Betreuer*in: Scherer, Martin
Enthalten in den Sammlungen:Elektronische Dissertationen und Habilitationen

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