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Titel: Induced Social Behavior : Can Path Dependence or Climate Change induce Conflict?
Sonstige Titel: Induziertes soziales Verhalten : Können Pfadabhängigkeit oder Klimawandel Konflikte induzieren?
Sprache: Englisch
Autor*in: Link, Jasmin Stefanie Astrid
Schlagwörter: Pfadabhängigkeit; mathematische Soziologie; induziertes Verhalten; agentenbasierte Modellierung; Mehrebenenmodell; path dependence; mathematical sociology; induced social behavior; swarming; herding
GND-Schlagwörter: sozial
Verhalten
KlimaänderungGND
Konflikt
Herdenverhalten
Schwarmverhalten
SimulationGND
Deduktion
Konflikttheorie
Konsensustheorie
Erscheinungsdatum: 2018
Tag der mündlichen Prüfung: 2019-07-19
Zusammenfassung: 
Social behavior is a complex subject, especially in the context of climate change. Why do people not just change their greenhouse gas-emission behavior from high emissions to low emissions? This can be explained by path-dependent behavior.

This cumulative dissertation shows mathematically sociologically that path-dependent behavior is not only a persistent experienced or standardized behavior. Instead, path dependence can induce a following behavior so that people who allow the induction by path dependence to occur increasingly tend to follow others or the masses in their actions or opinions.

Using social network theory to construct the so-called path-dependent social network (PDSN), it can be shown that path dependence reinforces itself while reducing the number of the used decision alternatives. Agent-based modeling is applied to simulate what kind of dynamics path dependence induces in a group of path-dependently acting agents: path-dependent dynamics. What initially appears intuitive is now logically rigorously “proven” by means of Mathematical Sociology.

Can path dependence induce conflict? The answer is both: yes and no: The purely path-dependent dynamics as presented in the agent-based model, the SHE-Model, rather lead to consensus: the bottom-up hierarchies created by the following behavior do not need coercive power structures to enforce obedience. However, people who do not directly allow any induction by path dependence of the same process may rather react in a conflictive manner or evoke conflict in confrontations with the group of path-dependently acting persons.

Can climate change induce conflict? Again, the answer is both: yes and no: The comparative literature review shows unanimous results. While long-term historical studies show a positive relationship between climate change and conflict, more recent studies are not so clear about this link. Considering water treaties, so far cooperation succeeds at the international level. But climate change seems to work as a threat multiplier: in regions with double exposure – thus with present conflicts and being prone to climate change – climate change aggravates existing conflicts. In the review, this is explained by a high vulnerability of the affected population with a relatively low adaptive capacity, which is already weakened by the prevailing conflict.

Using path dependence in an analytical framework, which shows interactions of the climate system, the environmental system, human security, and societal stability, a path-dependent process can be visualized, which is induced by climate change and self-reinforcing conflict. Discussing the physical and human path dependence that induces and reinforces climate change the question arises: what can climate change and path dependence induce jointly?

Path dependence reinforces the existing conflict or consensus: In a peaceful region, path dependence rather increases the consensus when the population is confronted with climate change events. But as described, path dependence can also reinforce conflicts that are triggered by climate change, which may further increase because of mass dynamics forming in swarms or hierarchies. But even in peaceful regions climate change can increase the likelihood of aggression. And even single events of violent aggression can cascade through path-dependent social networks and involve larger groups of people in a conflict with a further potential to escalate with increasing induction by climate change.

All in all, the explanatory power of a large-scale societal path dependence can be used to find new mitigation or adaptation strategies to alleviate climate change or at least the societal effects of climate change such as potential climate change induced conflict.

Soziales Verhalten ist ein komplexes Thema, insbesondere im Kontext von Klimawandel. Warum ändern die Menschen ihr Treibhausgasemissionsverhalten nicht einfach, von vielen Emissionen hin zu wenigen Emissionen? Dieses kann durch pfadabhängiges Verhalten erklärt werden.

In dieser kumulativen Dissertation wird mathematisch soziologisch gezeigt, dass pfadabhängiges Verhalten nicht nur von Persistenz oder Standards geprägt ist. Darüber hinaus kann Pfadabhängigkeit ein Folgeverhalten induzieren, so dass Menschen, die den Einfluss von Pfadabhängigkeit zulassen, zunehmend die Tendenz aufweisen, anderen in ihren Entscheidungen zu folgen, egal ob einzelnen Akteuren oder der Masse.

Unter Verwendung der Theorie sozialer Netzwerke werden sogenannte Pfadabhängigkeitsnetzwerke (PDSN) konstruiert, mit denen gezeigt werden kann, dass Pfadabhängigkeit sich selbst verstärkt und währenddessen zunehmend die Zahl der Handlungsalternativen reduziert. Agentenbasierte Modellierung wird verwendet um zu simulieren, welche Art von Dynamiken Pfadabhängigkeit in einer Gruppe pfadabhängig handelnder Akteure induziert: pfadabhängige Dynamiken. Was anfangs vielleicht intuitiv klar zu sein scheint, ist nun rigoros logisch durch Mathematische Soziologie „bewiesen“.

Kann Pfadabhängigkeit Konflikte induzieren? Die Antwort lautet sowohl ja als auch nein: Die rein pfadabhängigen Dynamiken, wie sie mit dem agentenbasierten Model, dem SHE-Model, analysiert werden, induzieren vielmehr einen Konsens, denn die bottom-up-Hierarchien, die durch das Folgeverhalten entstehen, brauchen keinen Gehorsam zu erzwingen. Jedoch können Menschen, die nicht direkt den Pfadabhängigkeitseinfluss des gleichen Prozesses zulassen, konfliktiv reagieren oder Konflikte hervorrufen, wenn sie sich mit einer Gruppe pfadabhängig Handelnder konfrontiert sehen.

Kann Klimawandel Konflikte induzieren? Wieder ist die Antwort ja und nein: Die vergleichende Literaturübersicht zeigt uneinheitliche Ergebnisse. Während historische Langzeitstudien einen positiven Zusammenhang zwischen Klimawandel und Konflikt nachweisen, gelangen Studien mit aktuellerem Zeithorizont zu uneinheitlichen Ergebnissen. Betrachtet man beispielsweise Wasserabkommen, so siegt bisher international stets die Kooperation. Aber Klimawandel scheint als Risikoverstärker zu wirken: In Regionen mit doppeltem Gefährdungspotential – also durch bereits existierende Konflikte und eine klimawandelexponierte Lage – verstärkt Klimawandel die laufenden Konflikte. In der Literaturübersicht wird dieser Effekt durch eine hohe Vulnerabilität der betroffenen Bevölkerung erklärt, die eine geringe Anpassungsfähigkeit aufweist, da sie bereits durch die bestehenden Konflikte geschwächt ist.

Unter Verwendung von Pfadabhängigkeit kann in einem analytischen Forschungsrahmen, der die Interaktionen von Klimasystem, dem Umweltsystem, menschlicher Sicherheit und sozialer Stabilität berücksichtigt, ein pfadabhängiger Prozess veranschaulicht werden, der von Klimawandel induziert wird und Konflikte selbst-verstärkt. In der Diskussion der physikalischen und menschlichen Pfadabhängigkeit, die Klimawandel induziert und immer wieder verstärkt, kommt die Frage auf: Was können Klimawandel und Pfadabhängigkeit zusammen bewirken?

Pfadabhängigkeit verfestigt Existierendes, Konflikte oder Konsens: In einer friedlichen Region verstärkt Pfadabhängigkeit eher noch die Einigkeit, wenn die Bevölkerung von Klimawandel betroffen ist. Aber wie beschrieben, kann Pfadabhängigkeit auch klimawandelinduzierte Konflikte verstärken, was noch zusätzlich durch Gruppendynamiken, die sich in Schwärmen oder Hierarchien finden lassen, unterstützt werden kann. Doch selbst in friedlichen Regionen kann Klimwandel die Wahrscheinlichkeit eines Auftretens von Aggressionen erhöhen. Und sogar einzelne Vorfälle von körperlicher Aggression können durch Pfadabhängigkeitsnetzwerke kaskadieren und eine größere Gruppe in einen Konflikt verwickeln – mit weiterem Eskalationspotential, das durch Klimawandel angeheizt wird.

Zusammengenommen kann die Erklärungsstärke einer weitreichenden gesellschaftlichen Pfadabhängigkeit dafür verwendet werden, neue Strategien der Mitigation oder Adaption zu enwickeln, um den Klimawandel zu verringern oder zumindest die gesellschaftlichen Auswirkungen von Klimawandel zu reduzieren, wie z.B. das Potential klimawandelinduzierter Konflikte.
URL: https://ediss.sub.uni-hamburg.de/handle/ediss/6264
URN: urn:nbn:de:gbv:18-104316
Dokumenttyp: Dissertation
Betreuer*in: Beyer, Jürgen (Prof. Dr.)
Enthalten in den Sammlungen:Elektronische Dissertationen und Habilitationen

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