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Titel: Faktoren der Entstehung und Aufrechterhaltung von Zwangsstörungen : Der Einfluss von pränatalen Sexualhormonen, Coping-Strategienund Persönlichkeitsakzentuierungen auf die Zwangssymptomatik
Sonstige Titel: Factors in the development and maintenance of obsessive-compulsive disorders : The influence of prenatal sex hormones, coping strategies and personality accentuation on obsessive-compulsive symptoms
Sprache: mehrsprachig
Autor*in: Nitsche, Katharina
Schlagwörter: Pränatale Sexualhormone
GND-Schlagwörter: ZwangsstörungGND
Bewältigung
Persönlichkeit
Entstehung
Aufrechterhaltung
Erscheinungsdatum: 2019
Tag der mündlichen Prüfung: 2020-02-11
Zusammenfassung: 
Es gilt als allgemein anerkannt, dass Zwangsstörungen eine komplexe und bislang noch nicht gänzlich bekannte multifaktorielle Ätiologie zugrunde liegt, welche unter anderem verschiedene biologische und psychologische Faktoren einschließt. Es zeigt sich daher von Relevanz weitere Faktoren zu identifizieren, welche zur Entstehung von Zwangsstörungen beitragen. In Anbetracht dessen, dass der Krankheitsverlauf von Zwangsstörungen sich oft chronisch darstellt und auch nach einer psychotherapeutischen Behandlung eine vergleichsweise hohe Restsymptomatik bei Patienten mit Zwangsstörungen verzeichnet werden kann, ist zudem die Untersuchung von Faktoren von Relevanz, welche einen Einfluss auf die Aufrechterhaltung der Zwangssymptome und den Behandlungsverlauf nehmen.
Entsprechend konzentriert sich die vorliegende kumulative Dissertation auf die Untersuchung weiterer potentieller Faktoren, welche im Zusammenhang mit der Entstehung, Aufrechterhaltung sowie dem Behandlungsverlauf - bzw. Erfolg dieser komplexen psychischen Störung stehen könnten. Basierend auf drei Studien erfolgt im Zuge dessen eine Untersuchung des Zusammenhanges zwischen pränatalen Sexualhormonen (erfasst mittels Fingerlängenverhältnis als phänotypischer Marker) und der Zwangssymptomatik (Studie 1), sowie eine Abbildung des Profils der Bewältigungsstrategien (Coping-Strategien) von Patienten mit Zwangsstörungen (Studie 2) und eine Untersuchung des Einflusses von Persönlichkeitsakzentuierungen auf den Behandlungserfolg (Studie 3).
In Studie 1 wird untersucht, ob pränatale Sexualhormone einen möglichen prädisponierenden biologischen Faktor in der Entstehung von Zwangsstörungen darstellen.
Im Zuge dessen wird von Patienten mit Zwangsstörungen (n = 43) sowie klinischen (Patienten mit Depressionen, n = 35) und nicht-klinischen Kontrollprobanden (n = 36) das Fingerlängenverhältnis (2D:4D) erfasst, von welchem angenommen wird, dass es die pränatale Testosteron- zu Östrogenkonzentration widerspiegelt, und in Bezug zur Zwangssymptomatik und geschlechtsspezifischen Aspekten (Symptomschwere, Symptomdimensionen, Alter zu Erkrankungsbeginn) gesetzt. Im Zuge dessen zeigen sich erste Hinweise auf eine Assoziation zwischen einem niedrigen Fingerlängenverhältnis, welches auf eine höhere pränatale Testosteronkonzentration schließen lässt, und der Schwere der Zwangssymptome der Patienten mit Zwangsstörungen sowie einem früheren Alter zu Erkrankungsbeginn. Ein höheres Fingerlängenverhältnis, welches auf eine höhere pränatale Östrogenkonzentration schließen lässt, zeigt sich signifikant mit einem höheren Score der Symptomdimension „Waschen“ assoziiert. In Anbetracht der fehlenden Signifikanz vieler Ergebnisse der ersten Studie sowie der relativ geringen Stichprobengröße, sind die vorliegenden Ergebnisse mit Vorsicht zu interpretieren und in weiteren Studien unbedingt näher zu untersuchen. Zusammenfassend können die Ergebnisse als mögliche erste Hinweise darauf gedeutet werden, dass prädisponierende biologische Faktoren in Form von Sexualhormonen möglicherweise bereits pränatal einen Einfluss auf die Entstehung einer späteren Zwangssymptomatik nehmen könnten.
In Studie 2 werden, in Form einer Online-Studie, die Coping-Strategien in Dimensionen des (1) maladaptiven Copings, des (2) adaptiven Copings und der (3) Vermeidung von Patienten mit Zwangsstörungen (n = 60) sowie klinischen (Patienten mit Depressionen, n = 110) und nicht-klinischen Kontrollprobanden (n = 1.050) erfasst. Hierbei zeigt sich, verglichen mit den Kontrollgruppen, dass Patienten mit Zwangsstörungen stärker ausgeprägte Vermeidungs- und maladaptive Coping-Strategien zeigen. Ferner können bei ihnen schwächer ausgeprägte adaptive Coping-Strategien verzeichnet werden, welche sich darüber hinaus mit einer schlechteren Einsicht in die Zwangssymptomatik assoziiert zeigen.
Die Ergebnisse der zweiten Studie legen damit nahe, dass bei Patienten mit Zwangsstörungen neben dem Einsatz maladaptiver Coping-Strategien vor allem ein Mangel an adaptiven Coping-Strategien vorzuliegen scheint, was als möglicher auslösender und aufrechterhaltender Faktor von Zwangsstörungen angesehen werden könnte. Dies gilt es in weiteren Studien zu untersuchen.
In Studie 3 werden die Persönlichkeitsakzentuierungen von Patienten mit Zwangsstörungen (N = 82) unter Einsatz des Inventars Klinischer Persönlichkeitsakzentuierungen (IKP; Andresen, 2006) erfasst, sowie deren Auswirkungen auf den Behandlungserfolg untersucht. Bei nahezu der Hälfte der Patienten mit Zwangsstörungen (48.8%) kann mindestens eine Persönlichkeitsakzentuierung verzeichnet werden. Bezüglich des Behandlungserfolges zeigt sich insbesondere das Vorhandensein einer Vermeidend-Selbstunsicheren Persönlichkeitsakzentuierung mit einem geringeren Rückgang der Zwangssymptome und somit einem schlechteren Behandlungserfolg assoziiert. Zudem deuten erste Hinweise darauf hin, dass das Vorhandensein von mindestens einer Persönlichkeitsakzentuierung ebenfalls mit einem schlechteren Behandlungserfolg assoziiert ist. Die Ergebnisse der dritten Studie zeigen auf, dass bei Patienten mit Zwangsstörungen, unabhängig von einer diagnostizierten Persönlichkeitsstörung, auf subsyndromaler Ebene Persönlichkeitsakzentuierungen verzeichnet werden können und diese darüber hinaus als einflussnehmende Faktoren für schlechtere Behandlungserfolge angesehen werden können.
Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass die Ergebnisse der vorliegenden Dissertation zu einem besseren Verständnis über weitere potentielle Faktoren beitragen können, welche in die Entstehung und die Aufrechterhaltung (sowie den Behandlungserfolg) von Zwangsstörungen involviert sein könnten. Ebenso lassen sich durch ihre Diskussion mögliche Wege für künftige Forschungsarbeiten aufzeigen, welche notwendig sind, um die zugrunde liegenden Mechanismen dieser komplexen psychischen Störung weiter entschlüsseln zu können.
URL: https://ediss.sub.uni-hamburg.de/handle/ediss/6187
URN: urn:nbn:de:gbv:18-102809
Dokumenttyp: Dissertation
Betreuer*in: Jelinek, Lena (Prof. Dr.)
Enthalten in den Sammlungen:Elektronische Dissertationen und Habilitationen

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