Bitte benutzen Sie diese Referenz, um auf diese Ressource zu verweisen: doi:10.22028/D291-32715
Titel: Längsschnittstudie zum Vergleich eines standardisierten physiotherapeutischen Aufklärungsgespräches mit einer nicht standardisierten Anamnese : Einfluss des sozioökonomischen Umfeldes auf Adhärenz und Outcome
VerfasserIn: Aßmann Calkanis, Anna Maria
Sprache: Deutsch
Erscheinungsjahr: 2020
Erscheinungsort: Homburg/Saar
DDC-Sachgruppe: 610 Medizin, Gesundheit
Dokumenttyp: Dissertation
Abstract: Weltweit zählt der Schlaganfall zu den häufigsten Todesursachen, ist eine der bedeutendsten Ursachen für Invalidität und dauerhafte Pflegebedürftigkeit und stellt für das Gesundheitssystem einen erheblichen Kostenfaktor dar (Busch, Schienkiewitz, Nowossadeck & Gößwald, 2013). Eine frühzeitige kompetente physiotherapeutische Behandlung im Anschluss an einen Schlaganfall ist unerlässlich. Nur so kann sich das Outcome verbessern und auch sozioökonomische Kosten langfristig gesenkt werden (Chan, 2015). Hierbei hängt die Qualität der Behandlungsergebnisse maßgeblich von der Einhaltung der empfohlenen Behandlung seitens der Patienten ab. Durch das Fehlen der Adhärenz können sowohl das Wohlbefinden als auch die Gesundheit des Patienten gefährdet werden (L. R. Martin, Williams, Haskard, & DiMatteo, 2005). So ist das Ziel dieser Studie herauszuarbeiten, ob ein einmaliges standardisiertes physiotherapeutisches Aufklärungsgespräch im Anschluss an einen Schlaganfall ausreicht, um langfristig die Adhärenz des Patienten im Hinblick auf körperliche Aktivität zu fördern und somit das Outcome zu verbessern. Zudem wurde der Einfluss von sozioökonomischen Faktoren auf das Outcome untersucht. Bei dieser Studie handelt es sich um eine prospektive Längsschnittstudie, in der Schlaganfallpatienten, welche im Zeitraum von März bis November 2015 in der Universitätsklinik Homburg behandelt wurden, mit einbezogen sind. Ausschlusskriterien waren eine vorhandene kognitive Einschränkung (MMST ≤ 25), eine Aphasie und eine Dysarthrie. Die Patienten wurden zunächst randomisiert in zwei Patientenkollektive eingeteilt. Die Interventionsgruppe (IG) wurde standardisiert anhand des Bobath Konzeptes physiotherapeutisch aufgeklärt, während der Kontrollgruppe (KG) lediglich ein nicht standardisiertes Anamnesegespräch zuteilwurde. Beide Gruppen wurden während ihres Krankenhausaufenthaltes zweimal untersucht, dabei wurden der NIHSS, der Barthel Index, die Modified Rankin Scale (mRS) und der Mini-Mental-Status-Test (MMST) erhoben. Zusätzlich wurden die Patienten anhand einer visuellen Analogskala nach ihrer momentanen Zufriedenheit befragt. Die Untersuchungen fanden zu Beginn des stationären Aufenthaltes (t0) und kurz vor der Entlassung (t1) statt. Für die Follow- Up Untersuchung ein Jahr später (t2) wurden die Patienten in ihrem häuslichen Umfeld aufgesucht, untersucht und die oben aufgeführten Skalen erhoben. Ergänzend wurde in der Follow-Up Untersuchung noch der SF-36 Fragebogen, die Hamilton Depression Scale und Fragen zum sozioökonomischen Umfeld des Patienten mit einbezogen. Zusammenfassung 2 In die Follow-Up Untersuchung konnten 29 Patienten einbezogen werden. Hiervon erhielten 15 Personen ein standardisiertes physiotherapeutisches Aufklärungsgespräch und 14 Personen ein nicht standardisiertes Anamnesegespräch. Vergleicht man zunächst die beiden Gruppen zum Zeitpunkt der Follow-Up Untersuchung (t2) miteinander, so zeigt sich in keiner der untersuchten Skalen ein signifikanter Unterschied bezüglich des Outcomes. Betrachtet man hingegen den zeitlichen Verlauf beider Gruppen von der Erstaufnahme (t0) bis zur Follow-Up Untersuchung (t2), zeigen sich in einigen der erhobenen Skalen signifikante Unterschiede zwischen der IG und KG. So konnte im NIHSS, im Barthel Index und in der mRS sowohl der IG als auch der KG eine signifikante Verbesserung der Ergebnisse im zeitlichen Verlauf erzielt werden. Die Zufriedenheit der Patienten hat sich jedoch signifikant verschlechtert. Die zusätzlich erhobenen Faktoren ergaben ebenfalls signifikante Unterschiede. So konnte gezeigt werden, dass Patienten mit regelmäßiger physiotherapeutischer Nachsorge im Anschluss an den Krankenhausaufenthalt auch ein Jahr nach stattgehabtem Insult im Hinblick auf den NIHSS und die Lebensqualität schlechter abschneiden als Patienten ohne Physiotherapie. Auch Patienten die regelmäßige Psychotherapie in Anspruch nehmen schneiden in den Skalen zum Thema Lebensqualität und Depressionen signifikant schlechter ab als Patienten ohne psychotherapeutische Betreuung. Zudem zeigt die vorliegende Studie, dass das Geschlecht das emotionale Outcome nach einem Schlaganfall beeinflusst. So schneiden Frauen in den Kategorien Lebensqualität und depressive Verstimmung schlechter ab als Männer. In Bezug auf das sozioökonomische Umfeld des Patienten zeigt sich, dass Patienten mit niedrigerem Bildungsgrad sowohl im NIHSS als auch im MMST schlechter abschneiden als Patienten mit hohem Bildungsgrad. Kein Einfluss konnte in Bezug auf die Merkmale Beziehungsstatus, berufliche Tätigkeit und sportliche Betätigung gezeigt werden. Der Parameter Tabakkonsum beeinflusst den klinischen Verlauf nach einem Schlaganfall signifikant. Der direkte Vergleich der IG und der KG ein Jahr nach einem stattgehabten Insult zeigt in dieser Studie, dass ein einmaliges physiotherapeutisches Aufklärungsgespräch nicht ausreicht um langfristig einen positiven Effekt in Bezug auf das Outcome zu erreichen. Dies bedeutet, dass die Interventionsgruppe weder im Hinblick auf das Ausmaß und den Schweregrad einer neurologischen Erkrankung noch dem Grad der bleibenden Behinderung oder der Zufriedenheit signifikant bessere Ergebnisse erzielen konnte als die KG. In Bezug auf die Lebensqualität und den Grad einer möglichen Depression im Anschluss an den stattgehabten Schlaganfall konnte kein signifikanter Unterschied gezeigt werden. Es ließ sich jedoch objektivieren, dass sich beide Patientenkollektive unabhängig von der stattgefundenen Intervention im zeitlichen Verlauf innerhalb des Zusammenfassung 3 Jahres signifikant verbessert haben. Außerdem wurde gezeigt, dass einzelne Faktoren des sozioökonomischen Umfeldes das Outcome beeinflussen. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass für die Therapie eines Schlaganfalls ein multifaktorielles Behandlungskonzept verfolgt werden sollte, bei dem die frühe Neurorehabilitation engmaschig gefördert wird, eine differenzierte, psychotherapeutische Behandlung enthalten ist und ein besonderer Augenmerk auf das sozioökonomische Umfeld gerichtet ist.
Stroke is among the most frequent cause of death worldwide, a major cause of disability and permanent care dependency and a significant cost factor for the health care system (Busch, Schienkiewitz, Nowossadeck & Gößwald, 2013). Competent physiotherapeutic treatment at an early stage is essential to enable a signifcantly improved outcome after a stroke and reduced socio-economic costs in the long term (Chan, 2015). The quality of the treatment results depends to a large extent on patients adhering to the recommended treatment. The lack of adherence can endanger both the well-being and health of the patient (L. R. Martin, Williams, Haskard, & DiMatteo, 2005). Thus, the aim of this study is to determine whether a one-time standardized physiotherapeutic education interview following a stroke is sufficient to promote long-term patient adherence to physical activity and thus improve outcome. In addition, the influence of socio-economic factors on outcome was investigated. This study is a prospective longitudinal study involving stroke patients treated at Homburg University Hospital between March and November 2015. Exclusion criteria were an existing cognitive impairment (MMST ≤ 25), aphasia and dysarthria. The patients were initially randomly divided into two patient collectives. The intervention group (IG) received standardized physiotherapeutic education based on the Bobath concept, while the control group (KG) received only a non-standardized anamnestic talk. Both groups were examined twice during their stay in hospital. The NIHSS, the Barthel Index, the Modified Rankin Scale (mRS) and the Mini Mental Status Test (MMST) were recorded. In addition, patients were asked about their current satisfaction using a visual analogue scale. The surveys were conducted at the beginning of the inpatient stay (t0) and shortly before discharge (t1). For the follow-up examination one year later (t2), the patients were visited in their home environment, examined and the above mentioned scales were collected again. In addition, the follow-up study included the SF-36 questionnaire, the Hamilton Depression Scale and questions about the patient's socioeconomic environment. 29 patients could be included in the follow-up study. Of these, 15 persons received a standardized physiotherapeutic educational interview and 14 persons received a non- standardized anamnestic talk. The comparison of the two groups at the time of the follow- up examination (t2), none of the scales examined shows a significant difference in the outcomes. However, looking at both groups over the course of time from the initial admission (t0) to the follow-up examination (t2), some of the scales show significant differences between the IG and KG. In the NIHSS, the Barthel Index and the mRS of both the IG and the KG, a significant improvement of the results over time was obtained. Patient satisfaction, however, deteriorated significantly. The additional factors surveyed Zusammenfassung 5 also revealed significant differences. It could be shown that patients with regular physiotherapeutic follow-up after their hospital stay still perform worse than patients without physiotherapy in terms of NIHSS and quality of life even one year after having had an insult. Patients who receive regular psychotherapy also score significantly worse on the quality of life and depression scales than patients without psychotherapeutic care. Furthermore, the present study shows that gender influences the emotional outcome after a stroke. Women score worse than men in the categories quality of life and depressive mood. With regard to the socioeconomic environment of patients, it is shown that patients with a lower level of education perform worse than patients with a higher level of education in both the NIHSS and the MMST. No influence could be shown with regard to the characteristics relationship status, occupational activity and physical activity. The parameter tobacco consumption significantly influences the clinical course after a stroke. The direct comparison of the IG and the KG one year after an insult has taken place shows that a one-off physiotherapeutic educational talk is not sufficient to achieve a positive effect in terms of outcome in the long term. This means that the intervention group did neither achieve significantly better results than the KG in terms of the extent and severity of a neurological disorder nor regarding the degree of permanent disability or satisfaction. No significant difference could be shown with regard to quality of life and the degree of possible depression following a stroke. However, it could be objectified that both patient groups improved significantly over the course of the year, independent of the intervention. It was also shown that individual factors of the socioeconomic environment influence the outcome. In summary, it can be said that a multifactorial treatment concept should be pursued for the therapy of a stroke, in which early neurorehabilitation is closely promoted, differentiated psychotherapeutic treatment is included and special attention is paid to the socioeconomic environment.
Link zu diesem Datensatz: urn:nbn:de:bsz:291--ds-327158
hdl:20.500.11880/30274
http://dx.doi.org/10.22028/D291-32715
Erstgutachter: Faßbender, Klaus
Tag der mündlichen Prüfung: 19-Nov-2020
Datum des Eintrags: 21-Dez-2020
Fakultät: M - Medizinische Fakultät
Fachrichtung: M - Neurologie und Psychiatrie
Professur: M - Prof. Dr. Klaus Faßbender
Sammlung:SciDok - Der Wissenschaftsserver der Universität des Saarlandes

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