1. Aria (Tenore)
Brausende Stürme, wallende Wellen
auch ihr erhebt des Höchsten Ruhm.
Wenn stoltze Wasser wogen, schwellen,
so tritt auf sie sein starcker Fuß,
daß sich ihr Hochmuth legen muß.
Und über des Windes Fittigen Schweben,
ihm Ordnung und Gewicht zu geben,
ist seiner Allmacht Eigenthum.
Da capo
2. Recitativo (Canto)
Ein Schiff, das Christum selber trägt,
wird, da ein Sturm das Meer bewegt,
mit Wellen und Gefahr bedecket.
Es kann diß schwache Schiff
ein Bild der Christen seyn.
denn o! wie manchmahl trifft es ein,
daß die ein gleiches Unglück schrecket,
bald in den schwartzen Abgrund reißt,
bald an die düstern Wolcken schmeißt,
bald auf verborgne Klippen schlägt,
so, wie ein wütend Meer,
be[i] fürchterlichen Stürmen,
bald seine Wellen hoch zu thürmen,
bald wieder tief zu stürtzen pflegt;
ihr Hertz ist angefüllt mit Angst,
mit Furcht und Zittern;
und ach! bey solchen Ungewittern
schläft oft, dem Ansehn nach,
ihr Heyland noch dazu,
in sanfter Sicherheit, in unbesorgter Ruh.
Hier ists, wo sich ein neuer Sturm erhebt,
in dem dadurch auch ihr Gemüthe,
bald wegen seiner Macht,
bald wegen seiner Güte
in einem bangen Zweiffel schwebt;
da sieht mann oft ihr Schiff unruhiger Gedancken,
gefährlich hin und wieder wancken;
und läßt sich kein Erretter sehn,
so ist nichts übrig mehr,
alsdaß sie untergehn.
3. Aria (Alto)
Herr hilf uns, wir verderben,
Du selber willt ja nicht,
wie uns dein Wort verspricht,
daß wir verzweyfelnd sterben,
verwirff nicht unser flehn,
sonst wird es doch geschehn.
Da capo4. Recitativo (Basso)
So hieß der Jünger ängstlich klagen,
als ein besorgter Untergang
ihr Hertz zur Furcht und Kleinmuth zwang;
so hört mann oft auch andre Christen sagen,
ach Helffer! der du groß an Gnad und Langmuth bist,
vergib es, daß dein Volck so schwach am Glauben ist!
steh auff, Herr, unser Schutz und Hort,
denn sprichstu nur ein eintzig Wort,
so wird der Sturm des Unglücks stille,
deß Zweiffels Wellen legen sich,
und mit Verwundrung lobt man dich.
Da wird denn unsre Seele mercken,
du, mein Erlöser, seyst der Mann,
der Wind und Meer gebiethen kann,
und das wird unsern Glauben stärcken;
ist nun der Glaube nicht mehr klein,
so wird die Lieb auch größer seyn,
und durch die Liebe dich zu Ehren,
wird deines Nahmens Ruhm und Preiß,
der zwar an sich von keinen Gräntzen weiß,
sich auch in unsrer Brust vermehren.
5. Duetto (Tenore, Basso)
Erhalter des Himmels und Schöpfer der Erden,
Beherrscher der niemand gehorchenden Fluht,
du bringest die Wellen zum Steigen, zum/und Fallen
und zeigest den Menschen, daß alles in allem
auf deinem allmächtigen Wincke beruht.
Drum muß auch dein Name verherrliget werden.
Da capo
6. Choral
Wer Jesum bey sich hat, kann feste stehen,
wird auf dem Unglücks Meer nicht unter gehen;
Wer Jesum bey sich hat, was kann dem schaden,
sein Hertz ist überall mit Trost beladen.