Untersuchungen zu einem wahrnehmungszentrierten Instrumentalunterricht / Auf dem Weg der Entdeckung ganzheitlicher Qualitäten im Instrumentalunterricht

Abstract Untersuchungen zu einem wahrnehmungszentrierten Instrumentalunterricht / Auf dem Weg der Entdeckung ganzheitlicher Qualitäten im Instrumentalunterricht Im Focus der Dissertation steht ein Unterrichtsversuch mit erwachsenen Instrumentalschülern, dessen Konzeption auf zwei praxisbezogenen Lernfeldern aufbaut, die im alltäglichen Instrumentalunterricht eher stiefmütterlich behandelt werden: 1. Musizieren schwerpunktmäßig vom Hören geleitet in Anlehnung an die musikpädagogischen Vorstellungen von Heinrich Jacoby und 2. Verfeinerung der Körperwahrnehmung durch Einbeziehung von ausgewählten Bewegungslehren. Auf der Basis dieser Lernfelder wird ein wahrnehmungszentriertes Unterrichtskonzept vorgestellt und mit Methoden der qualitativen Sozialforschung untersucht und ausgewertet. Ausgehend von der Frage, wie sich in der praktischen Umsetzung des Konzepts die Fähigkeit des Lernens von instrumentalen Fertigkeiten entwickelt, konnten mit Hilfe von regelmäßig durchgeführten Interviews und Gruppendiskussionen zahlreiche Hinweise von den Probanden gewonnen werden. Der Aufbau der vorliegenden Arbeit gliedert sich im Wesentlichen in zwei große Teile: zum Ersten in einen didaktischen Teil, in dem die Darstellung der Schwerpunktlernfelder und der theoretischen Grundlagen erfolgt, und zum Zweiten in den empirischen Teil, der u.a. die Darstellung des Unterrichtsversuchs, die Vorstellung der Schüler und ihrer Entwicklung und Beispiele aus der Unterrichtspraxis enthält. Im Anschluss an die Zusammenfassung des Forschungsstandes ist im empirischen Teil außerdem die Vorstellung der Forschungsmethoden aus der qualitativen Sozialforschung zu finden. Der zugrunde gelegte Untersuchungsplan orientiert sich an einer modifizierten Form der offenen Handlungsforschung. Alle angewendeten wissenschaftlichen Methoden sind auf der Grundlage einer erkenntnistheoretischen Fundierung dargelegt und begründet. Im Ergebnisteil der Arbeit sind zahlreiche Aspekte aus der Unterrichtspraxis zusammengestellt, die u.a. die Bedeutung der regelmäßigen Reflexion für die Probanden im Unterricht herausstellen. In Bezug auf den Untersuchungsgegenstand konnten mehrere Themenbereiche generiert werden, die positive Rückschlüsse auf die obige Ausgangsfragestellung zulassen. So haben die Probanden aus ihrer subjektiven Wahrnehmung heraus z.B. eine positive Veränderung beim Erlernen instrumentaler Fertigkeiten und eine Erweiterung ihrer Lern- und Übekompetenz im Verlaufe der Teilnahme am Unterrichtsversuch festgestellt. Eine Schüsselrolle in Bezug auf das selbstgesteuerte und selbstbestimmte Lernen spielt dabei der vierte Themenbereich, in dem es um Rückschlüsse auf die nachhaltige „Wirkung“ des wahrnehmungszentrierten Instrumentalunterrichts geht und um die Frage, inwieweit der Unterricht und die eingesetzten Methoden Eingang in die Lebenswirklichkeit der Probanden gefunden haben. Für die Bestätigung der Annahme, dass der Unterricht und die vermittelten Inhalte und Methoden vorläufigen Eingang in die Lebenswirklichkeit der Probanden lassen sich folgende Belege aus der Untersuchung anführen: Die Probanden haben für die Planung und Steuerung ihres Lernprozesses eigene Verantwortung übernommen. Das heißt, dass sie im Verlauf des Unterrichtsversuchs einen zunehmenden Überblick über die im Unterrichtsversuch vorkommenden Lernfelder und Methoden erhielten und aus diesen auswählten, was sie für ihre Ziele bzw. Bedürfnisse als zweckmäßig erachteten. Diese Entscheidungskompetenz umfasst als Voraussetzung die Entwicklung von Fähigkeiten in den Bereichen des differenzierten Wahrnehmens, Analysierens und Auswählens dessen, was in Hinblick auf den Unterricht und die Inhalte für die Probanden subjektiv bedeutsam erscheint. Darüber hinausgehende Kompetenzen betreffen die Entwicklung von Fragestellungen auf der Metaebene, die sich auf das eigene Üben oder Unterrichten beziehen. Hierbei geht es um den reflektierten, selbstständigen Gebrauch und die Anwendung der Lerninhalte und Methoden aus dem Unterricht in Bereiche der eigenen Lebenswirklichkeit. Eine weitere Voraussetzung für die Integration der Methoden in die eigene Lebenswirklichkeit stellt die Emanzipation der Probanden durch die kritische Auseinandersetzung mit der Unterrichtskonzeption und der Art des Unterrichtens dar. Auf der Grundlage einer zunehmenden Selbstständigkeit äußerten sich die Probanden auch über den Transfer der Unterrichtsmethoden in Bereiche der eigenen Lebenswirklichkeit, die die Unterrichtspraxis, die Musizierpraxis oder den privaten Bereich betrafen. Dadurch wird deutlich, dass die im Unterrichtsversuch vermittelten Kompetenzen von persönlicher Bedeutung für die Probanden sind. Als ein praxisorientiertes Ergebnis der Untersuchung lässt sich anführen, dass aufgrund der hohen subjektiven Bedeutung, die die vermittelten Inhalte und Methoden für die Probanden im Unterrichtsversuch hatten, davon auszugehen ist, dass sie sich über die vermittelten Kompetenzen eigene neue Bereiche des selbstständigen Arbeitens eröffnet haben. Trotz dieser insgesamt positiven Ergebnisse lässt sich eine endgültige Beantwortung der Frage nach Rückschlüssen auf die nachhaltige „Wirkung“ des wahrnehmungszentrierten Instrumentalunterrichts aufgrund der zeitlichen Begrenzung der Studie auf 12 Wochen nicht vornehmen. Die Arbeit versteht sich als Beitrag zur Unterrichtsforschung im Bereich der Instrumentalpädagogik, für die bisher noch relativ wenige mit wissenschaftlichen Methoden durchgeführte Studien vorliegen.
Abstract Investigation into a perception-oriented musical instrument lesson / An attempt to discover the holistic elements in instrumental lessons The main focus of this dissertation is based on an experimental music lesson for adults. The concept is built upon two main learning principles which are often neglected in everyday music lessons: 1. Developing the necessary listening skills with sensitivity and awareness in accordance with the principles developed by Heinrich Jacoby (1889-1964) 2. Improving the physical awareness by integrating kinetic body movements. Based upon these learning principles, a perception-oriented teaching method was introduced. Using qualitative social science research methods, the principles were analysed and evaluated. The questions used throughout the study tested the ability to learn musical instruments in accordance with the outlined learning principles. Regular interviews and group discussions provided enough input from the chosen students. The test concept was organised into two main elements. The first part, the didactic element, concentrated on the demonstration of the theoretical basis. The second part, the empirical element, contained a presentation of the experimental lesson. A central facet within the lesson proved the pupils performance, and their development including practical classroom examples. The methods of social research can be found following the summary of the state of research. The investigation plan is based on a modified form of action research. All scientific methods employed are based upon an epistemological foundation, described and justified. In the results of present work numerous aspects from lesson experiences have been compiled which – amongst others – represent the meaning of regular reflection within the lesson for the designated students. Referring to the contents of the investigation several topics have been generated which display positive conclusions on above mentioned thesis. Thus, for example, volunteers have made their own subjective perceptions, a positive change in learning instrumental skills, an extension of their learning, and learning competence identified during the course of participation. The forth topic plays a major or rather key role referring to self-directed and self-determined learning which deals with inferences about the lasting effect of perception-oriented instrumental teaching and shows to what extent the lesson and methods used have influenced the every-day-lives of the designated students. This can be proved as follows: the designated students have taken their own decisions for planning and controlling their learning process. This means that towards the end of the experiment they received an overview of the learning fields and methods presented to them during the experimental lessons, and selected what they considered to be appropriate goals and needs. This decision-making competence includes as pre-condition the capability of differentiated perceiving, analyzing and selecting. Competences that exceed refer to the development of issues on the meta-level which relate to their own practising or teaching. This involves a reflected and independent use and application of the methods in areas of their own reality of life. Another prerequisite for the integration of the methods in their own lives is the “setting free” of the designated students who examine critically the teaching concepts and its style. On the basis of increasing autonomy the designated students also expressed their attitude in how far the presented teaching methods could be transferred into their own lives which concerned teaching practice, music practise or the private sector. Thus it is clear that the competence acquired in the experimental lesson is of personal importance for the designated students. As a practice-oriented result of the investigation it can be stated that due to the high subjective meaning which the conveyed contents and methods had for the designated students in the experimental lesson, it can be assumed that they have acquired through these provided skills their own new areas of working independently. This work can be considered as a contribution to teaching research in the area of instrumental education for which only a small amount of studies with scientific methods have been realized recently.

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