Wie unterrichten Lehrer stochastische Grundbegriffe? : Eine vergleichende Falluntersuchung zwischen Grund- und Erweiterungskurs einer 7. Klasse

In drei siebten Klassen (einem E- und zwei G-Kursen einer Gesamtschule) wurden Unterrichtsreihen zur elementaren Wahrscheinlichkeitsrechnung beobachtet. Für einen quantitativen und qualitativen Vergleich wurden die curricularen Konzeptionen dieser Reihen rekonstruiert im Hinblick auf Grundbegriffe, Regeln und Aufgaben der Wahrscheinlichkeitsrechnung sowie ausschnittweise Unterrichtsepisoden in transkribierter Form herangezogen, in denen exemplarisch unterliegende Interpretationen von Wahrscheinlichkeit und ihrer unterrichtlichen Erarbeitung zum Ausdruck kommen. Neben den zumeist bekannten Unterschieden bezüglich des Umfangs des behandelten Unterrichtsstoffes in den Kursen, macht der Vergleich u.a. auf folgenden interessanten Zusammenhang aufmerksam. Während im E-Kurs eine relativ strikte Definition von Wahrscheinlichkeit erarbeitet wurde und eher formal rechnerische Arbeitsweisen dominierten, sahen sich die G-Kurs-Lehrer gezwungen, die Entwicklung der Wahrscheinlichkeit stärker in konkreten Beispielsituationen zu verankern und vermehrt experimentelle Tätigkeiten in den Lernprozess einzubeziehen; dies bewerteten sie als ein Defizit im Vergleich zur E-Kurs-Konzeption, obwohl die in ihrem Unterricht sich zeigende experimentelle und kontextbezogene Akzentuierung der Wahrscheinlichkeit eher der besonderen Epistemologie der Stochastik angemessen ist.
Three mathematics classes in grade seven (one E- and two B-courses in a comprehensive school) treating elementary probability theory have been observed. For a quantitative as well as a qualitative comparison according to basic concepts, rules and problems of probability, the curricular conceptions of these three courses have been reconstructed and sections of transcribed teaching episodes have been investigated showing in an exemplary way underlying interpretations of the probability concept and its treatment in the classroom. Besides the well known differences with respect to the amount of treated curricular subject matter in the courses, the comparison points to the following interesting fact. Whereas within the E-course a relatively strict definition of probability has been elaborated and more or less formal calculations and "abstract" activities dominated, the B-course teachers saw themselves forced to embed the development of probability more explicitly in concrete situations and to enlarge the integration of experimental activities in the learning process; they estimated this fact rather as a deficit in comparison to the E-course conception, although the experimental and context-related accentuation which showed up in their teaching is more appropriate to the specific epistemology of probability.

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