Zwischen anthropomorphem Reden und Schweigen - Zur theologischen Sprachdidaktik Meister Eckharts

Unter der Voraussetzung von Gottes absoluter Unerkennbarkeit erörtert Meister Eckhart die paradoxe Möglichkeit, von ihm zu sprechen. Er verbindet die radikale semantische Bedeutungslosigkeit aller Gott zugeschriebenen Attribute mit der pragmatischen Funktion der Glaubenssprache: zuverlässige Orientierungen und rechte menschliche Haltungen zu gewähren. In Eckharts kritisch differenzierender Sicht ist die Rede von Gott durch und durch anthropomorph. Deshalb ist sie nur zu rechtfertigen, wenn sie zugleich eingelassen ist in umfassendes Schweigen. So sieht Eckhart die Gott-Rede einerseits als äußerst problematisch an, würdigt aber anderseits ihre Problematisierung als einen Grundzug christlicher Spiritualität. Eckharts Sprachtheorie ist demnach nicht nur bedeutsam für theologische Hermeneutik, sondern auch für religiöse Didaktik.

Starting from God’s absolute unknowability, Meister Eckhart discusses the paradoxical possibility to speak of him. He combines the radical semantic meaninglessness of all attributes ascribed to God with the necessary pragmatic function of the language of faith: as to grant and stabilize reliable orientations and right human attitudes. In Eckhart’s discriminating and differentiating view, the speech of God is totally anthropomorphic. Therefore it is only justifiable in conjunction with its counterpart: an all-embracing silence. So Eckhart is aware of the exceedingly problematic status of God-talk, but he considers this problematic nature a fundamental characteristic of Christian spirituality. His linguistic theory is not only important for theological hermeneutics, but also for religious didactics.

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