Sicherheitsdenken in der Religion

Kultur ist von ihrer evolutionären Funktion her darauf aus, den vielfältigen Unsicherheiten und Gefährdungen des Lebens zu entgegnen. Daran nimmt auch Religion teil. Dies gibt ihr einen zwiespältigen Charakter. Einerseits ist sie offensichtlich tief in Erfahrungen verankert, ständig Bewährungen ausgesetzt, zu Läuterungen und Reformen gedrängt; andererseits gibt sie Grund zum Verdacht und kritischen Vorwurf, sie nähre ein ungerechtfertigtes, gar infantiles Sicherheitsdenken. Diese prekäre Situation hat die Theologie, wie immer religiöser Glaube sich selbst begründet sehen mag, ernst zu nehmen. Entgegen dem Reiz endgültiger Antworten und dem Bedürfnis nach unanfechtbaren Positionen hat er zu bedenken, wie religiöses Vertrauen in bleibender Unsicherheit zu rechtfertigen ist.

From the outset of its evolutionary functions, culture is an attempt of coping with the manifold uncertainties and threats of life. Religion takes part in this as well. That gives it an ambivalent character: On the one hand religion is obviously anchored in fundamental experiences, constantly exposed to test and proving, to spurs to purification and reformation. On the other hand it gives cause for suspicion and nurtures the critical reproach for being an illegitimate, even infantile way of searching security. However the reasons of faith in its own view may be, theology has to take seriously this precarious situation. Against the attractiveness of concluding answers and the longing for incontestable attitudes, it has to consider the justification of religious confidence in persistent insecurity.

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