Chancen und Risiken der Implementierung eines betriebswirtschaftlich orientierten Instruments in Volkshochschulen – am Beispiel des ablauflogischen Modells von Sarges-Haeberlin

Die vorliegende Dissertation untersucht - rekurrierend auf die wissenschaftliche Fachdiskussion der letzten Jahrzehnte - die Chancen und Risiken eines betriebswirtschaftlich orientierten ablauflogischen Entscheidungsmodells für die öffentliche Weiterbildung. Es handelt sich um eine Literaturarbeit, in der das ablauflogische Modell von Sarges/Haeberlin (1980) in seinem direkten Rezeptionskontext vorgestellt und in einer erweiterten, an heutigen Fragestellungen orientierten Form dargelegt wird. Kernpunkt der Arbeit ist die Frage, wie das ablauflogische Modell der beiden Autoren durch die den letzten Jahrzehnten in unterschiedlicher Intensität geführte Theorie-Praxis-Debatte in der Erwachsenenbildung modifiziert wurde, wo Kontinuitäten bestehen und wo Brüche zu registrieren sind. Im Rahmen der Darstellung des ablauflogischen Modells wird zudem gefragt, ob sich die Marketingdebatte in der öffentlich verantworteten Weiterbildung unter dem Wirtschaftlichkeitsdruck der letzten Jahre von der Erörterung auftrags- und zielorientierter Fragen abgekoppelt hat und wie dies bildungspolitisch und auftragsbezogen zu bewerten ist. Das ganzheitliche Modell von Sarges/Haeberlin verlangt eine umfassende Rezeption des Marketingmodells, einschließlich aller darin verankerten Zielebenen. Im Verlauf der Arbeit wird unter Einbeziehung der wissenschaftlichen Fachliteratur nachgewiesen, dass die Volkshochschulen, als größte Einrichtung öffentlich verantworteter Weiterbildung, in den letzten Jahrzehnten vielfach Marketingansätze ohne Zielanbindung an einen reformulierten öffentlichen Auftrag adaptiert haben; letzteres auch deshalb, weil programmatische Grundsatzpapiere, die Stellung und Aufgabe der Volkshochschulen in der öffentlich verantworteten Weiterbildung umschreiben, seit drei Jahrzehnten nicht revidiert wurden. Diskutiert wird, welche Risiken öffentlich verantwortete Weiterbildungseinrichtungen in Kauf nehmen, wenn sie ihre Angebote ohne dezidierte Verortung im öffentlichen Raum wahrnehmen und welche Gefahren daher aus der rein instrumentellen, nicht zielbezogenen Anbindung des Marketingkonzepts für die Weiterbildung resultieren. Wissenschaftlich begründet wird dargelegt, welche Chancen die öffentlich verantwortete Weiterbildung hat, wenn sie den Marketingansatz neu und umfassend, unter Einbeziehung einer am veränderten Stellenwert des Öffentlichen orientierten Programmatik, definiert. In der Arbeit wird weiter erörtert, dass die interdisziplinäre Zusammenarbeit mit den Bezugswissenschaften Volkswirtschaftslehre, Betriebswirtschaftslehre, Soziologie u.a.m. für Theorie und Praxis der Erwachsenenbildung gewinnbringend und chancenreich sein kann, wenn die Praxis der Erwachsenenbildung ihre Verortungsunklarheiten beseitigt und den öffentlich verantworteten Bereiche neu definiert. Sie ist risikoreich, wenn das Proprium der Arbeit, die öffentliche Verantwortung, nicht hinreichend beschrieben ist und wenn die Marketinginstrumente zur Umsetzung kurzfristiger Wirtschaftlichkeitsziele benutzt werden. Dies birgt im Innenverhältnis der Einrichtungen nicht nur Profilprobleme gegenüber kommerziellen und anderen Trägern, es kann mittelfristig auch eine Identitäts- und Legitimationskrise öffentlich verantworteter Einrichtungen auslösen. Die Arbeit widmet sich daher abschließend dem Thema, welche Fragestellungen beantwortet werden müssen, damit Marketing nicht dazu missbraucht wird, der öffentlich verantworteten Weiterbildung durch langsam fortschreitenden Entzug der Legitimationsgrundlage des Öffentlichen die Daseinsberechtigung zu entziehen. Ingrid Schöll

This dissertation explores – recurrently citing the scholarly discussion of the last decades – the opportunities and risks of a business administrative approach in a rational decision-making process model for public continuing education. This is a survey of the literature in which the rational process model of Sarges/Baeberlin (1980) is presented in its direct reception context and described in a form which is focused on present-day questions. At the heart of the work is the question of how the rational process model of the two authors has been modified by the theory-practice debate which has taken place in differing degrees of intensity in the field of adult education over the past decades, where continuities exist and where disjunctures are to be found. It is furthermore asked within the framework of the discussion of the rational process model whether economic pressure has moved the marketing debate in the area of public continuing education away from issues relating to the purpose, mission and objectives of continuing education and how this should be assessed in terms of educational policy and the overall purpose and mission of educational policy. The holistic model forwarded by Sarges/Haeberlin calls for a comprehensive reception of the marketing model, including all of the target levels embodied within it. In the course of the work it is demonstrated with citations from the scholarly literature that adult education colleges, which are the institution shouldering most of public continuing education, has adapted marketing approaches without linking this to any reformulated public mission over the last few years; the latter also relates to the fact that programmatic papers on fundamental principles describing the status and task of adult education colleges In public continuing education have not been revised for three decades. The risks are discussed which public continuing education takes when it carries out its programmes without any clear-cut specification of where it is located in the public domain and what dangers result from the purely instrumental, non-target-oriented linkage of the marketing strategy to continuing education. Scholarly findings are offered which demonstrate what opportunities public continuing education has when it redefines the marketing approach in a comprehensive manner, all the while taking into account the changing status of the publicly focused programme. The work discusses the fact that the interdisciplinary cooperation between macro-economics, micro-economics, sociology, etc. can be productive and offer fertile ground for progress in the field of adult education in the areas of theory and practice if practice in adult education is finally able to clearly demarcate its domain and redefine the public domains. It is at risk when its identity, public responsibility, is not adequately described and when the marketing tools are used to pursue short-term efficiency objectives. This not only involves “profile problems” vis-à-is commercial and other funding agents as regards the internal relationships between these facilities. It may also trigger an identity and legitimacy crisis for institutions with public responsibility over the medium term. This work, finally, is therefore dedicated to those questions which have to be answered so that marketing is not misused in order to strip public continuing education of its raison d’être through the ongoing erosion of its legitimacy in the public debate. Ingrid Schöll

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