Untersuchung zum femoropatellaren Schmerzsyndrom bei Ballsportlerinnen und Ballsportlern im Alter von 15 bis 35 Jahren

In der sportmedizinischen Sprechstunde der unfallchirurgischen Ambulanz der Paracelsus-Klinik Marl klagten in den vergangen Jahren in zunehmendem Maße Sportlerinnen und Sportlern über ausgeprägte Schmerzen im Bereich des femoropatellaren Gelenks. Eine entsprechende Verletzung war aber nicht zu ermitteln. Bei 480 BallsportlerInnen, willkürlich aus dem Trainingsbetrieb ausgewählt, und 113 AmbulanzpatientInnen im Alter von 15 bis 35 Jahren wurde untersucht, welche der angegebenen Symptome mit einem FPSS vereinbar sind, welche prädisponierenden Faktoren angesprochen werden können, welche klinischen Untersuchungsverfahren sich zur Diagnose eines FPSS anbieten und welche Empfehlungen für die Therapie und Prophylaxe eines FPSS bei BallsportlerInnen gegeben werden können. Dem entsprechend können folgende Untersuchungsergebnisse formuliert werden: Ziehend-stechende retropatellare Beschwerden bei gebeugtem bzw. gestrecktem Kniegelenk weisen auf ein FPSS hin. Ruhebeschwerden deuten auf eine mildere Ausprägung, Belastungsschmerzen auf ein ausgeprägtes FPSS hin. Dem entsprechend weisen 200 (42%) der willkürlich untersuchten VereinssportlerInnen Zeichen eines frühen FPSS auf. Alle 113 ambulant untersuchten PatientInnen bieten Zeichen eines fortgeschrittenen FPSS. Frauen mit tendenziellem oder manifestem Übergewicht und ungünstigen Achsenverhältnissen neigen zu einem FPSS. Bei älteren BallsportlerInnen mit vielen Trainingsjahren steigt die Wahrscheinlichkeit ein FPSS zu entwickeln. Statische Belastungen des Kniegelenks fördern durch hohe Kompressionskräfte femoropatellare Beschwerden. Das ballsportspezifische Belastungsprofil ist eine wesentliche Prädisposition, insbesondere bei zu intensiver Trainingsgestaltung, zu hoher Wettkampfdichte und fehlendem Ausgleich zur Hauptsportart. Beschwerden bei statischen Belastungen des Treppauf- und Treppabgehens sowie beim Aufstehen aus der tiefen Hocke, in Verbindung mit einem positiven Zohlenzeichen und retropatellarem Gelenkreiben, weisen auf ein FPSS hin. Muskuläre Dysbalancen treten bei zunehmender femoropatellarer Beschwerdesymptomatik am betroffenen Bein häufiger auf. Zur Prophylaxe eines FPSS bei BallsportlerInnen sollte das Körpergewicht im alters- und geschlechtsspezifischen Optimalbereich liegen. Im Trainingsaufbau sollte sich eine genaue Gewichtung von Be- und Entlastung wieder finden, statische Belastungsformen sollten reduziert werden. Dem Warm- bzw. Auslaufen und spezifischen Dehnungsübungen ist größte Bedeutung beizumessen. Ein absolutes Sportverbot ist bei femoropatellaren Beschwerden nicht sinnvoll. Eine Reduktion der Trainings- und Wettkampfbelastung in Verbindung mit einer intensiven krankengymnastischen Beübung, bedarfsweise ergänzt durch eine medikamentös-analgetische Therapie, stellt hier eine effektivere Behandlungsalternative dar.

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