Ableitung von klinischen Pfaden aus evidenzbasierten Leitlinien am Beispiel der Behandlung des Mammakarzinoms der Frau

Zur Förderung der Implementierung aktueller wissenschaftlicher Erkenntnisse in der medizinischen Praxis, als ein wichtiges Qualitätskriterium im Gesundheitswesen, stellen beispielsweise die medizinischen Fachgesellschaften, indikationsspezifische Empfehlungen in Form von evidenzbasierten Leitlinien zu Verfügung. Ziel der vorliegenden Arbeit ist es nun, zur Förderung der Umsetzung der aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnisse, eine Methode zu entwickeln, die eine systematische Ableitung eines Klinischen Pfades aus einer evidenzbasierten Leitlinie ermöglicht. Hierzu ist es erforderlich, in einem ersten Schritt die beiden Konzepte auf einer normativ-analytischen Ebene gegenüberzustellen, um grundsätzliche Gemeinsamkeiten und Differenzen herauszuarbeiten, die eine Ableitung positiv oder negativ beeinflussen können. In einem zweiten Schritt wird auf Basis dessen eine Vorgehensweise entwickelt, die eine systematische Ableitung eines Klinischen Pfades aus einer evidenzbasierten Leitlinie ermöglicht. Als Ergebnis des Vergleichs kann festgehalten werden, dass sich der Klinische Pfad und die evidenzbasierte Leitlinie in einer konzeptionellen Fusion symbiotisch ergänzen. Die Leitlinie bildet die evidenzbasierte Rahmenbedingung, die durch den Klinischen Pfad in dem Kontext der klinischen Praxis etabliert werden kann. Auf der Basis dieser Erkenntnisse wird eine Methode entwickelt, die zum einen eine systematische Ableitung eines Klinischen Pfades aus einer evidenzbasierten Leitlinie ermöglicht und zum anderen auch eine Implementierung in anderen Organisationseinheiten erleichtert. Die Vorgehensweise gliedert sich in sechs Projektschritte in drei Kategorien: von der Ableitung eines evidenzbasierten Referenzmodells, über die Adaption auf die individuelle Einrichtung, bis hin zur Implementierung des evidenzbasierten Klinischen Pfades in den medizinischen Versorgungsalltag. Erprobt wurde die Vorgehensweise anhand der S3-Leitlinie „Diagnostik, Therapie und Nachsorge beim Mammakarzinom der Frau“ und dem Klinischen Pfad des Uni-Brustzentrums Essen. Der Abstraktionsgrad des Referenzmodells ermöglicht eine Modellierung von evidenzbasierten Klinischen Pfaden für jede individuelle Einrichtung, so dass diese nun mit weniger Zeit- und Kostenaufwand verbunden ist. Dies könnte zu einer Steigerung der Implementierungshäufigkeit evidenzbasierter Leitlinien in der Praxis beitragen, jedoch mit möglichen rechtlichen Konsequenzen. Demgegenüber entstehen positive Effekte z.B. im Bereich der Transparenz und der Vergleichbarkeit verschiedener Einrichtungen.

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