Transnationale Migrantengruppen und der Transport von Konflikten : Das Beispiel Türken und Kurden in Berlin

Im Zuge von Globalisierungsprozessen scheinen sich Konflikte, die bislang auf ein bestimmtes Territorium begrenzt waren, durch Migration zu verbreiten und sich von ihren ursprünglichen lokalen oder regionalen Bezügen zu lösen. In einer Reihe von westlichen Städten traten und treten Spannungen und Konflikte zwischen verschiedenen Migrantengruppen auf, die die Konfliktkonstellationen in ihren jeweiligen Herkunftsländern zu reflektieren scheinen. Ansätze zur Erklärung solcher Konflikte fokussieren meist entweder auf Ursachen in den Herkunftsländern und sehen sie als Fortsetzung bestehender Konflikte, oder aber sie lokalisieren die Ursachen hauptsächlich im Kontext der Migration. Der vorliegende INEF-Report zeigt, dass diese beiden Argumentationszweige eher komplementär als gegensätzlich zu verstehen sind. Anhand der Konflikte zwischen Türken und Kurden in Berlin wird aufgezeigt, dass Entwicklungen, Konfliktstrukturen und einzelne Ereignisse in den Herkunftsländern einen Einfluss auf die Mobilisierung und die Identitätsbildung von Migrantengruppen in den Niederlassungsländern haben. Nichtsdestotrotz ist es auch der besondere Kontext im Gastland, der auf die Mobilisierung einwirkt und die Attraktivität einer Orientierung entlang ethnischer Linien steigert. Exogene und endogene Faktoren beeinflussen die Konfliktdynamiken, sodass sie nicht eine bloße Reproduktion und Fortführung der Kernkonflikte sind, sondern eine neue Form und Qualität gewinnen.
Along with processes of globalization and transnational migration conflicts that were formerly confined to a certain territory have seemingly become dispersed and delocalized. In a number of Western cities tensions and conflicts between different migrant groups occurred that appear to reflect conflict constellations in their respective countries of origin. Approaches to the study of the occurrence of conflicts between ethnic groups in the host countries usually focus on either exogenous or endogenous factors. While the former hold that conflicts are rather imported and therefore a continuation of the core conflict in the country of origin, the latter locate the main reasons for conflict in the country of settlement. Analyzing conflicts between Turks and Kurds in Berlin, the INEF Report at hand shows that these two streams of argumentation are complementary rather than contradicting. Furthermore it illustrates that the conflicts between migrant groups in the places of settlement are not a mere reproduction and continuation of the core conflicts but gain a new quality.

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