Massenmedien und Politikinhalte : Empirische Fallstudie auf einem unterbelichteten Forschungsfeld

Die Fragestellungen und Forschungsbefunde der politikwissenschaftlich relevanten Kommunikations- und Medienforschung lassen sich recht übersichtlich entlang der bekannten dimensionalen Differenzierung des Politikbegriffs gliedern, die wir mangels deutscher Begrifflichkeit mit den englischen Begriffen Polity, Politics und Policy zu bezeichnen gewohnt sind. In der institutionellen oder Polity-Dimension wäre dann vor allem nach der Ein-bettung der Massenmedien in das Gesamtgefüge der demokratischen Institutionen zu fragen, nach ihrer institutionellen Absicherung und insbesondere nach den Rückwir-kungen von Veränderungen im System der Massenmedien auf die Institutionen des politischen Systems. Diese Frage ist bisher, soweit man sehen kann, vor allem im Hinblick auf die Ausdifferenzierung und Expansion von spezifischen Institutionen des Polit-Marketing und der politischen Öffentlichkeitsarbeit innerhalb des politischen Institutionengefüges bearbeitet worden. In der prozessualen oder Politics-Dimension von Politik sind alle diejenigen Forschungen von Interesse, die die Rolle der Massenmedien für das Macht- und Kräfteverhältnis der politischen Akteure untereinander thematisieren, etwa die Bil-dung von Parteien- und Kandidatenimages, die Mobilisierung von Protest, die Erzeu-gung von Unterstützungsbereitschaft oder politischer Apathie, die Wirkung auf das Wahlverhalten usw., zusammengefaßt alle Studien, die die Herausbildung politisch relevanter Einstellung bzw. von politisch folgenreichem Verhalten der Bevölkerung durch die Formen und Inhalte massenmedialer Politikdarstellung untersuchen. In die-sen Kontext gehört ganz zweifellos der größte Teil der bundesdeutschen Forschungs-literatur zum Thema Politik und Medien. In der inhaltlichen oder Policy-Dimension wäre schließlich zu fragen, welche Bedeutung die Medien für die Initiation, Formulierung und Durchführung politischer Programme in einzelnen Politikfeldern haben. Das empirische Wissen über die Ein-flußnahme der Massenmedien auf solche Politikinhalte ist im Vergleich zu den ande-ren genannten Forschungsfelder zweifellos am geringsten ausgeprägt. Viel mehr als die Vermutung, daß die Medien bei der politischen Problemwahrnehmung und Pro-blemdefinition mitwirken, im Bereich der Politikformulierung und -durchführung aber vergleichsweise unbedeutend sind, findet sich in der Literatur nicht. Fallstudien, die dies auch empirisch zeigen könnten, fehlen weitgehend.

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