Die massenmediale Konstruktion der Terroranschläge am 11. September 2001 : Eine Analyse der Fernsehberichterstattung und ihre theoretische Grundlage

Nur mit Hilfe von Massenmedien erfahren wir etwas über Ereignisse internationaler Politik. Massenmedien können jedoch diese Ereignisse nicht abbilden, sondern konstruieren aufgrund ihrer je spezifischen Produktionsbedingungen bestimmte Deutungen dieser Ereignisse. Diese Deutungen sind politisch konsequenzenreich, denn sie prägen das Verständnis und die politische Bewertung der Ereignisse in der Öffentlichkeit. Das Fernsehen prägt durch seine Deutung das Verständnis internationaler Politik in besonderer Weise, denn nicht nur andere Massenmedien, sondern auch PolitikerInnen greifen zu ihrer Information über aktuelle Ereignisse der internationalen Politik auf das Leitmedium Fernsehen – und damit auf dessen Deutung(-en) – zurück. In der Live-Berichterstattung des deutschen Fernsehens setzte sich am 11.9.2001 in zunehmendem Maße das Deutungsmuster “Krieg” durch, welches am Abend von Bundeskanzler Schröder in seiner Erklärung vor der Presse aufgegriffen und damit bekräftigt und verstärkt wurde (“Kriegserklärung gegen die gesamte zivilisierte Welt”). Ohne dass jemand im Fernsehen damit eine politische Absicht verfolgt hätte, führte die kontinuierliche Fernseh-Kommunikation über Deutungen der Ereignisse von New York und Washington dazu, dass in der massenmedialen Konstruktion des 11.9.2001 viel von Krieg und Vergeltung die Rede war. Dies musste in der Konsequenz dazu führen, dass die Öffentlichkeit in Deutschland besonders leicht empfänglich war für die anschließend von der Anti-Terror-Allianz unter Führung der USA vorgeschlagene militärische Strategie der Terrorismus-Bekämpfung, deren auch bescheidene Erfolge fraglich, deren negative Konsequenzen (Rückkehr der Logik des Krieges) aber offensichtlich sind.

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