Dokument: Filmanalyse als Erweiterung der historischen Hilfswissenschaften. Eine Studie am Beispiel des Spielfilms "Taking Sides – Der Fall Furtwängler" [Regie István Szabó, D/ F / GB 2001]

Titel:Filmanalyse als Erweiterung der historischen Hilfswissenschaften. Eine Studie am Beispiel des Spielfilms "Taking Sides – Der Fall Furtwängler" [Regie István Szabó, D/ F / GB 2001]
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URN (NBN):urn:nbn:de:hbz:061-20100302-105104-1
Kollektion:Dissertationen
Sprache:Deutsch
Dokumententyp:Wissenschaftliche Abschlussarbeiten » Dissertation
Medientyp:Text
Autor: Glowatz, Wiebke [Autor]
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Dateien vom 25.01.2010 / geändert 25.01.2010
Beitragende:Prof. Dr. Götz von Olenhusen, Irmtraud [Gutachter]
Prof. Dr. Wiesemann, Falk [Gutachter]
Dewey Dezimal-Klassifikation:900 Geschichte und Geografie » 940 Geschichte Europas
Beschreibung:Die Diskussion um den Quellenwert von Spielfilmen in der historischen Forschung soll mit diesem Dissertationsvorhaben erneut angestoßen werden. Nur mit einer Erweiterung der traditionellen Quellenkritik können audiovisuelle Medien als historische Quellen ihren festen Platz neben den schriftlichen und visuellen Quellen erhalten und dann mit Hilfe eines festgelegten Standards analysiert werden. Filmanalysen können erst dann objektivierbar und vergleichbar vorgenommen werden, wenn ein verbindliches Vorgehen für eine geschichtswissenschaftliche Filmanalyse erst festgelegt und dann praktiziert wird.
In Kapitel 2 wurde ein Vorschlag erarbeitet, wie eine geschichtswissenschaftliche Filmanalyse vorgehen sollte. Neben den filmimmanenten Bereichen der Handlungs-, Figuren- und Darstellungsmittelanalyse folgt die Analyse und Interpretation der historisch-politischen, der filmhistorischen, der historisch-technischen und der historisch-biographischen Kontexte des zu untersuchenden Spielfilms.
Die in Kapitel 3 vorgeführte praktische Umsetzung des theoretischen Schemas einer historischen Filmanalyse soll vor allem als Beispiel dafür dienen, wie komplex eine solche Untersuchung angelegt sein muss. Insbesondere die Vielschichtigkeit einer solchen Filmanalyse sollte hier vorgeführt werden. Gerade in der Interpretation wurde deutlich, dass erst das Zusammenspiel von Formanalyse und Kontexten zu konkreten Ergebnissen führt. Die Analyse des Spielfilms "Taking Sides" hat bestätigt, dass auch Spielfilme historische Ereignisse authentisch darstellen können, wenn auch die für eine historische Bewertung und Akzeptanz relevante Quellentreue häufig leidet. Viele Details aus dem Leben und insbesondere dem Entnazifizierungsprozess Wilhelm Furtwänglers sind ausgelassen und andere frei erfundene sind hinzugefügt worden. Trotzdem handelt es sich hier um eine Geschichtsdarstellung, weil das Ereignis als solches stimmig dargestellt wird. Die fiktiven Elemente dienen auch dazu, den langwierigen Prozess der Entnazifizierung pointiert auf die Länge eines Spielfilms zu kürzen. Erst durch diese Maßnahmen erhält der Spielfilm die notwendige "Dichte" und Konzentration, die ihn spannend, interessant und sehenswert machen. Auch im Film selbst wird gezeigt, wie wichtig ein kritischer Umgang mit Quellen ist. Es werden verschiedene Quellengattungen vorgeführt, die in ihrer Aussagekraft jeweils unterschiedlich bewertet werden. Der historisch-biographische Ansatz öffnete eine Metaebene des Spielfilms: die der autobiographischen Projektionen des Regisseurs Szabó. Seine Verstrickungen in den ungarischen Inlandsgeheimdienst wurden 2006 enttarnt. Der Film ist daher weit mehr als eine weitere Spielart des vom Regisseur favorisierten Themas über das Verhalten von Künstlern in totalitären Systemen.
Das in Kapitel 4 beschriebene Fragebogenexperiment sollte klären, inwiefern konkrete Informationen über einen Film und seine Interpretation die Rezeption dieses Films beeinflussen. Es konnte gezeigt werden, dass Informationen, die Zuschauern vor dem ersten Sehen eines Films über diesen gegeben werden, nur Einfluss ausüben, wenn sie nicht auf tiefere Ebenen des Films zielen. Entscheidend war im Allgemeinen vielmehr das Vorwissen der Zuschauer. Es hat sich gezeigt, dass ein einmaliges Sehen noch nicht dazu befähigt, tiefere Ebenen eines Films zu erkennen, selbst dann nicht, wenn diese Informationen sehr konkret sind und auf ihre Bezüge im Film explizit hingewiesen wurde. Das erste Sehen eines Films scheint ein intensiver Akt der Informationsaufnahme zu sein, bei dem zusätzliche, hintergründige Informationen nicht verarbeitet werden können. Erst eine nachfolgende intensive Auseinandersetzung mit dem Film in Form einer Analyse öffnet den Blick für diese tieferen Ebenen und zeigt die Interpretationsansätze auf.
Lizenz:In Copyright
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Fachbereich / Einrichtung:Philosophische Fakultät » Historisches Seminar » Lehrstuhl für Neuere und Neueste Geschichte (VII)
Dokument erstellt am:02.03.2010
Dateien geändert am:25.01.2010
Promotionsantrag am:28.05.2009
Datum der Promotion:16.07.2009
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