Allergie-bedingte Beschwerden der Bewegungsorgane

Language
de
Document Type
Doctoral Thesis
Issue Date
2013-12-03
Issue Year
2013
Authors
Riegner, Christina
Editor
Abstract
  1. Hintergrund und Ziele Der Allergiker-Anteil in der Allgemeinbevölkerung beträgt etwa 30 bis 40% mit steigender Tendenz. Das Spektrum der sogenannten allergischen Erkrankungen ist breit gefächert und neben den bereits bekannten und häufigen Manifestationsorten im Bereich der Haut, der Atmungsorgane und des Gastrointestinaltraktes gibt es noch eine Reihe von selteneren und bisher kaum erforschten Zielorganen allergischer Reaktionen. Herr Professor Dr. Georg Schlöndorff hatte in diesem Zusammenhang aufgrund eigener empirischer Beobachtungen im Alltag folgende statistische Hypothese aufgestellt: Wenn in einer von einer bestimmten Grunderkrankung betroffenen Gruppe weniger als 40% bzw. mehr als 70% durch entsprechendes Ankreuzen eines Allergiefragebogens eine Allergie bei sich selbst angaben bzw. verneinten könnte man einen Zusammenhang zwischen der bestehenden Allergie und der Grunderkrankung ablehnen (<40%) bzw. annehmen (>70%). Das Ziel dieser Arbeit war es nun mit Hilfe eines entsprechenden Fragebogens zu untersuchen, ob es bei Patienten, die an Erkrankungen des Bewegungsapparates leiden, Hinweise auf ein zusätzlich gehäuftes Auftreten von allergischen Erkrankungen gibt und damit die Hypothese von Herrn Professor Dr. Schlöndorff angenommen kann oder abgelehnt werden muss.
  2. Methoden Es wurde ein Fragebogen entworfen, in dem Alter, Geschlecht, Beruf, die Familienanamnese unter allergologischen Gesichtspunkten, die aktuelle Hauptdiagnose, etwaige orthopädische und nicht orthopädische Nebendiagnosen, regelmäßig und zur Zeit zusätzlich eingenommene Medikamente, schon stattgehabte Diagnostik und Therapie hinsichtlich einer evtl. vorliegenden Allergie, beim Patienten aufgetretene Allergiesymptome und Hinweise auf Unverträglichkeiten sowie Angaben zu Wohnverhältnissen und Freizeitverhalten der Patienten erfasst wurden. Dieser Fragebogen wurde 200 konsekutiven Patienten angeboten, die einen stationären Aufenthalt in der Orthopädischen Universitätsklinik Erlangen antraten. Insgesamt 150 Patienten ließen sich den Fragebogen aushändigen, die Zahl der im Verlauf verwertbar ausgefüllt zurückgegebenen Fragebögen belief sich auf 112. Für die Erfassung und Auswertung der erhobenen Daten wurde eine Microsoft Access 2003 Datenbank erstellt. Die statistische Auswertung erfolgte mit Hilfe des Statistikprogrammes R. Mit Hilfe dieses Programmes kann durch Eingabe der erhobenen Daten und Auswahl des für die entsprechende Situation geeigneten statistischen Tests eine Wahrscheinlich-keitsberechnung im Sinne einer p-Wert-Berechnung erfolgen. Nach Rücksprache mit den Kollegen vom Institut für Medizininformatik, Biometrie und Epidemiologie der Universität Erlangen-Nürnberg (Leiter: Prof. Dr. med. Wolfgang Uter) wurde der einseitige exakte Fisher-Test verwendet, um für die einzelnen Testsituationen einen p-Wert zu berech-nen und so einen Zusammenhang zwischen den beiden verwendeten Größen, beispielsweise der Eigenschaft „Allergiker“ und den verschiedenen über den Fragebogen erfragten Symptomen nachzuweisen.
  3. Ergebnisse und Beobachtungen Ein statistisch signifikanter Zusammenhang zwischen einer bestimmten orthopädischen Erkrankung, wie z.B. der Cox- oder Gonarthrose und einer allergischen Grunderkrankung ließ sich nicht nachweisen. Wir fanden jedoch in unserer zufällig ausgewählten Stichprobe mit bis zu 56% einen - gegenüber der Allgemeinbevölkerung - erhöhten Allergiker-Anteil. Bei Patienten mit Coxarthrose betrug dieser 45% und bei solchen mit Gonarthrose 56%, in der Gruppe der Patienten, die unspezifische Beschwerden des Bewegungsapparates angeben, lag der Allergiker-Anteil bei 65%. Wir beobachteten im Allergiker-Kollektiv unserer Stichprobe ein vermehrtes Auftreten unspezifischer Beschwerden, die sowohl den Bewegungsapparat als auch andere Organsysteme wie die Haut sowie den Respirations- und den Gastrointestinaltrakt betrafen. Eine Reihe von unspezifischen Symptomen außerhalb des Bewegungsapparates trat in der Gruppe der Patienten mit unspezifischen Beschwerden des Bewegungsapparates häufiger auf als bei denjenigen ohne solche Beschwerden.
  4. Praktische Schlussfolgerungen In dieser Arbeit wurde ein allgemeiner Ansatz bezogen auf eine Reihe von verschiedenen orthopädischen Krankheitsbildern verfolgt, um die Hypothese zu prüfen, dass einige dieser Krankheits- und Beschwerdebilder zumindest teilweise durch eine allergische Grunderkrankung mit verursacht sein könnten. Die Durchführung weiterer Studien mit größeren Fallzahlen in einem für die Allgemeinbevölkerung repräsentativen Kollektiv, spezifisch für ein bestimmtes Krankheitsbild, wie z.B. die Gonarthrose, könnte weiterführende Erkenntnisse auf diesem Gebiet erbringen. Auch die Durchführung einer Studie in einem Kollektiv von klinisch diagnostizierten Allergikern hinsichtlich der Häufigkeit der in dieser Gruppe auftretenden unspezifischen Beschwerden des Bewegungsapparates – wie Rückenschmerzen oder wechselnder Muskel- und Gelenkschmerzen - und eines Vergleiches mit einer nicht allergisch vor erkrankten Kontrollgruppe wäre denkbar. Eine weitere Möglichkeit, um Allergien als eventuelle Mit-Initiatoren für die Entstehung orthopädischer Erkrankungen zu identifizieren, wäre eine Intervention mittels Eliminationsdiät, zum Beispiel bei Arthrose-Patienten mit bekannter allergischer Erkrankung. Auf diesem Wege könnte ein Überblick darüber erlangt werden, welcher Prozentsatz von Arthrose-Patienten von einer solchen Umstellung der Ernährung profitiert und bei dem damit eine Allergie als mit verursachender Faktor der Erkrankung in Betracht gezogen werden könnte.
DOI
Faculties & Collections
Zugehörige ORCIDs