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Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., RA 78/23

More, Thomas; Holbein, Ambrosius [Ill.]; Holbein d. J., Hans [Ill.]; Cantiuncula, Claudius [Übers.]

Basel, 1524

Ungewöhnlich seltene Ausgabe der ersten deutschen Übersetzung von Thomas More's Utopia, gleichzeitig die erste Übersetzung in eine Volkssprache überhaupt. Diese Ausgabe ist so selten, dass lange Zeit die erste französische Übersetzung von 1550 als die erste volkssprachige Ausgabe genannt wurde.

Der Übersetzer, Claudius Cantiuncula (Claude Chansonnette, ca. l490-1549), versah, nach Studien in Löwen, seit 1518 das Ordinariat des römischen Rechtes in Basel, war zeitweise Rektor der Universität und erwarb sich auch als Syndicus des städtischen Rates Ansehen. Von 1525 bis 1532 wurde er Kanzler des Bischofs von Metz.

Cantiuncula stand in engstem Kontakt mit den Basler Humanisten, u.a. übersetzte er Erasmus' Exomologesis ins Französische, und setzte sich für die Reform der Rechtswissenschaft nach humanistischen Prinzipien ein. Er verteidigte das bürgerliche, weltliche Recht gegenüber dem kanonischen: Leges und Evangelium stünden nicht miteinander im Widerspruch, die christlichen Gebote und die praktischen Ziele der weltlichen Rechtslehre ergänzten sich (cf. E. Bonjour, Die Universität Basel, 1960, p.99 ).

In der Vorrede seiner Utopia-Übersetzung, die er als Gastgeschenk vor seiner Abreise aus Basel dem Bürgermeister und Rate der Stadt widmete, "schlug Cantiuncula mit seiner Interpretation bereits einen Weg ein, auf dem manche spätere Kritiker weiterschreiten sollten. Schon er neigte etwas dazu, den ideal-abstrakten Konstruktionen auf Kosten der Zeitschilderung einseitig realen Gehalt beizulegen und aus der Utopia ein Handbuch für den aktiven, revisionistisch gesinnten Politiker zu machen. Die antiken Staatswesen wie Kreta, Sparta und Athen seien vollständig verfallen, berichtet er, weil sie drei Institutionen und Zustände nicht kannten, die sich in der von More beschriebenen Polis erhalten hätten: die Gleichheit vor dem Gesetz und in der Entlöhnung, das friedliche Zusammenleben der Bürger und die Gütergemeinschaft. Allerdings, so fügt er gleich einschränkend hinzu, werde durch den unterschiedslosen Gemeinbesitz aller Dinge "ein solliche glichheit der unglychen in eine hoechste unglychheit bewendt..." (M. E. Welti, Der Basler Buchdruck und Britannien, 1964, p.l20).

Die beiden prächtigen Holzschnitt Illustrationen von Ambrosius Holbein stammen aus den lateinischen Basler Ausgaben von 1518. Die ganzseitige Karte, 'Utopiae Insulae Tabula', ist auf der Rückseite des Titels abgedruckt. Die kleinere Darstellung der Disputierenden, Hythlodaeus, Th. More und Peter Aegidius, befindet sich auf Bl. A6 verso und ist am Ende, auf Bl. P5 verso, wiederholt.

Die Blätter Ai, A6, Fi und F4 sind perfekt auf altes Papier gedruckte Faksimiles.

(Gibson, Thomas More Bibliography, 1961, Nr.34.)

Bibliographische Information
Drucke des Humanismus und der Reformationszeit

Zitierlink: http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/more1524
URN: urn:nbn:de:bsz:25-digilib-105824
Metadaten: METS

(PDF, 33 MB)
(z. B.: IVa, 130a, IVb, 130b)
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