Depressivität unter Schülern: Prävention, Früherkennung und schulrelevante Korrelate

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Zitierfähiger Link (URI): http://hdl.handle.net/10900/78712
http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-787122
http://dx.doi.org/10.15496/publikation-20110
Dokumentart: Dissertation
Erscheinungsdatum: 2017-11-27
Sprache: Deutsch
Fakultät: 7 Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät
Fachbereich: Psychologie
Gutachter: Hautzinger, Martin (Prof. Dr.)
Tag der mündl. Prüfung: 2017-09-11
DDC-Klassifikation: 000 - Allgemeines, Wissenschaft
150 - Psychologie
370 - Erziehung, Schul- und Bildungswesen
610 - Medizin, Gesundheit
Schlagworte: Depression , Primärprävention , Intervention <Medizin> , Gesundheitsvorsorge , Frühdiagnostik , Depressivität , Klassenunterricht , Unterricht / VerhaltenstrainingLehrer , Psychologische Diagnostik , Klinisch-psychologischer Test , Entwicklungsdiagnostik
Lizenz: http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/doku/lic_mit_pod.php?la=de http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/doku/lic_mit_pod.php?la=en
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Inhaltszusammenfassung:

Das Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, zu klären, ob und auf welche Art und Weise Prävention und Früherkennung der Depression im Kindes- und Jugendalter im Schulkontext unter Alltagsbedingungen möglich ist. In einer ersten Studie wurde untersucht, ob Lehrer und Psychologen eine vergleichbare Effektivität bei der Durchführung des universellen Depressionsprogramms Lebenslust mit LARS & LISA zeigen, ob sie sich in der Durchführung in ihren Unterrichtsqualitätsmerkmalen unterscheiden und welche Unterrichtsqualitätsmerkmale mit dem erwünschten Erfolg des Programms zusammenhängen. Dabei zeigte sich in einem quasiexperimentellen Prä-Post-Follow-Up-Design mit einer Stichprobe von 421 deutschen Acht- und Neuntklässlern, dass Lehrer und Psychologen mit unterschiedlichen Unterrichtsqualitäten in der Durchführung des Programms eine vergleichbare Effektivität erzielen. Unterrichtsqualitätsmerkmale, wie das Classroom Management und die Strukturiertheit des Unterrichts, scheinen prädiktiv für die Wirksamkeit des Programms zu sein. In einer zweiten Studie wurde mit einem quasiexperimentellen Prä-Post-Design der zeitnahe Effekt desselben Programms auf die soziale Akzeptanz der Schüler untereinander untersucht. Die teilnehmenden 353 deutschen Acht- und Neuntklässlern wurden vor und nach der Programmimplementierung per Peer-Nomination-Technik von jeweils allen Klassenkameraden bzgl. ihrer sozialen Akzeptanz bewertet. Ohne Berücksichtigung der Klassenebene zeigte sich, dass bei deutschen Schüler das Programm im Vergleich zur Kontrollgruppe eine Verbesserung der sozialen Akzeptanz nach sich zog. Dieser Effekt zeigte sich bei Schülern mit Migrationshintergrund allerdings nicht. In einer weiteren Regressionsanalyse unter Berücksichtigung der Klassenebene zeigte sich kein positiver Effekt des Programms auf die soziale Akzeptanz der Schüler. Je nach methodischem Vorgehen wurden somit unterschiedliche Effekte gefunden. Vor- und Nachteile der verschiedenen Methoden sowie Auswirkungen auf die Interpretation der Ergebnisse werden diskutiert. In einer dritten und vierten Studie wurde die Früherkennung von Depressivität im Kontext Schule thematisiert. In der dritten Studie wurden hierfür zunächst die Selbstbeurteilungsfragebögen ADS-K (Depressivitätsmaß) und BPAQ-SF (Aggressivitätsmaß) aus Sicht der Schüler in Fremdbeurteilungsfragebögen für die Perpektive der Lehrer transformiert und faktorenanalytisch analysiert. Dabei zeigte sich, dass für beide Instrumente Einfaktorenlösungen sowohl für die Selbstbeurteilung der Schüler als auch für die Fremdbeurteilungen der Lehrer am besten geeignet erscheinen. Schließlich wurde in einer vierten Studie die Übereinstimmung von Lehrern und Mitschülern zur Selbstauskunft von Schülern bezüglich deren Depressivität und Aggressivität betrachtet. 177 süddeutsche Acht- und Neuntklässler und 20 ihrer Lehrer nahmen an der Studie teil, sodass sich 451 Schüler-Lehrer Beurteilungsdyaden ergaben. Die genestete Datenstruktur wurde per gemischtem Regressionsmodell (Cross Classified) unter Kontrolle der Schüler und Lehrer berücksichtigt. Die Ergebnisse zeigten, dass die Überreinstimmungsrate der Einschätzung zwischen Lehrern und ihren Schülern bzgl. deren Depressivität kontrastiert zur Aggressivität vergleichsweise niedrig ausfällt. Die Überstimmungsrate der Einschätzung bzgl. des Ausmaßes an Depressivität war zwischen Schülern und Mitschülern höher als zwischen Schülern und Lehrern. Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass Lehrer besondere Schwierigkeiten haben, das Ausmaß an Depressivität unter ihren Schülern zu erkennen. In einem theoretischen Modell wurde angenommen, dass einzelne Indikatoren, die (a) mit Depression zusammenhängen, (b) für die Schule eine hohe Relevanz aufweisen und (c) dort auch sichtbar werden, Lehrern das Erkennen von Depressivität im Schulkontext erleichtern könnten. Korrelative Ergebnisse der vorliegenden Arbeit zeigten, dass einige dieser Indikatoren (z.B. schulische Leistungseinbußen, Motivationsverlust, Interessenlosigkeit, Konzentrationsschwierigkeiten, Fehlzeiten, körperliche Beschwerden und fehlende Sympathie für den Schüler) für Lehrer bei der Früherkennung von Depressivität unter ihren Schülern hilfreich sein könnten. Die Ergebnisse der vorliegenden Arbeit legen insgesamt nahe, dass Lehrern bei der Prävention und der Früherkennung von Depressionen in der Schule eine bedeutendere Rolle als bisher angenommen zukommen dürfte. Abschließend werden konkrete Handlungsvorschläge für Lehrer diskutiert.

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