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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2014)

28.10. - 31.10.2014, Berlin

Gibt es Unterschiede in der systemischen Entzündungsreaktion nach Trauma zwischen alten und jungen Unfallverletzten?

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Helen Vester - TU München, Klinikum rechts der Isar, Klinik und Poliklinik für Unfallchirurgie, München, Germany
  • Markus S. Huber-Lang - Universitätsklinikum Ulm, Unfallchirurg., Hand-, Plast. u. Wiederherstellungschirurg., Ulm, Germany
  • Qerim Kida - Universitätsklinikum Ulm, Unfallchirurg., Hand-, Plast. u. Wiederherstellungschirurg., Ulm, Germany
  • Florian Gebhard - Zentrum für Chirurgie, Klinik für Unfall-, Hand-, Plastische- und Wiederherstellungschirurgie, Ulm, Germany
  • Andreas Nüssler - Eberhard Karls Universität Tübingen, BG Unfallklinik, Tübingen, Germany
  • Claudine Seeliger - TU München, Klinikum rechts der Isar, Klinik und Poliklinik für Unfallchirurgie, München, Germany
  • Martijn van Griensven - TU München, Klinikum rechts der Isar, Klinik und Poliklinik für Unfallchirurgie, München, Germany
  • Mario Perl - BG-Unfallklinik Murnau, Murnau, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2014). Berlin, 28.-31.10.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. DocGR11-1248

doi: 10.3205/14dkou462, urn:nbn:de:0183-14dkou4624

Published: October 13, 2014

© 2014 Vester et al.
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Text

Fragestellung: Trotz Fortschritten im operativen und perioperativen Management weist die Schenkelhalsfraktur des alten Menschen weiterhin eine hohe postoperative Komplikationsrate (26%), Klinikletalität (6%) und 1-jahres Mortalität (30%) auf. Die Inzidenz wird sich aufgrund der errechneten Demographie unserer Gesellschaft bis 2050 mehr als verdoppeln. Verschiedene Studien weisen bereits auf eine Veränderung des Immunsystems im Alter hin. Bis dato ist jedoch unklar, ob eine mögliche Immunsystem-Malfunktion im Alter einer Fehlregulation der posttraumatischen Entzündungsreaktion zugrunde liegt und so eine verminderte Abwehr und erhöhte Infektgefahr und Komplikationsrate bedingt.

Methodik: In dieser prospektiven Multizenterstudie wurden 4 Gruppen untersucht: gesunde junge Patienten GJ (<50 Jahre), gesunde alte Patienten GA (>70 J), alte Patienten mit einer hüftgelenksnahen Fraktur FA (>75 J) und junge Patienten mit einem Bruch der langen Röhrenknochen der unteren Extremität FJ (<50 J). Blutabnahmen erfolgten früh nach Trauma, bei Aufnahme sowie innerhalb 6h postoperativ. Chemokin- und Zytokinkonzentrationen im Serum wurden mit Cytometric Bead Array bestimmt. Statistik mit One Way ANOVA und Student Newman Keuls Test. P<0,05.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Insgesamt wurden 93 Patienten eingeschlossen.

  • GJ: n=26, Alter 29±3 Jahre, m:w=15:11.
  • GA: n= 26, Alter 78±6 Jahre, m:w=15:11.
  • AF: n=21, Alter 86±7 Jahre; m:w=7:14.
  • JF: n=20, Alter 31±9 Jahre, m:w=12:8.

Bei initial nicht unterschiedlichen IL-6 Serumspiegeln der Kontrollen kam es bei den alten, nicht aber bei jungen Patienten, zu einem signifikanten IL-6 Anstieg nach Trauma. Postoperativ kam es bei den alten Patienten zu einem weiteren signifikanten IL-6 Anstieg. Die TNFα-Konzentrationen im Serum waren bei den jungen Patienten postoperativ und initial nach Trauma signifikant erniedrigt. Bei den alten Patienten kam es postoperativ nicht aber nach Trauma zu einer deutlichen Reduktion der TNFα-Spiegel. Die GM-CSF Serumspiegel waren nur bei den jungen, nicht jedoch bei den alten Patienten nach Trauma sowie postoperativ signifikant erhöht. IFN-γ war bei alten Patienten nach Trauma und postoperativ signifikant reduziert.

Unsere Daten zeigen, dass die frühe Entzündungsreaktion nach Trauma und nachfolgendem operativen Eingriff beim alten und jungen Patienten unterschiedlich verläuft. Ein erhöhter IL-6 Spiegel, wie bei den alten Patienten beobachtet, ist oft mit einer verstärken posttraumatischen Immunosuppression assoziiert. GM-CSF als wichtiger Stimulationsmarker für Makrophagen und Granulozyten hingegen zeigte sich beim alten Patienten nicht verändert, IFN-γ sogar signifikant erniedrigt, was eine verminderte Aktivierung phagozytärer zellulären Immunmechanismen beim alten Menschen nahelegt.

Zusammenfassend zeigt bereits die Analyse der frühen Entzündungsreaktion nach Trauma deutliche altersabhängige Unterschiede, die möglicherweise auf eine verminderte Aktivierung des Immunsystems und eine höhere posttraumatische Komplikationsrate des alten Menschen hinweisen.