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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2013)

22.10. - 25.10.2013, Berlin

Pyoderma Gangraenosum – eine schwerwiegende postoperative Komplikation nach Arthroskopie – Fallbericht

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Josef Lunger - Klinikum Augsburg, Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Augsburg, Germany
  • Edgar Mayr - Klinikum Augsburg, Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Augsburg, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2013). Berlin, 22.-25.10.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. DocPO15-428

doi: 10.3205/13dkou646, urn:nbn:de:0183-13dkou6460

Published: October 23, 2013

© 2013 Lunger et al.
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Fragestellung: Das Pyoderma gangraenosum (PG) ist eine entzündliche Hauterkrankung bisher ungeklärter Genese mit einer Inzidenz von 3-10 Fällen pro eine Million Einwohner im Jahr. Die Erscheinung der bullösen Form wird in 40% der Fälle durch eine geringe Verletzung der Haut getriggert. Nach chirurgischen Eingriffen ist die Unterscheidung zur wichtigsten Differentialdiagnose, einem postoperativen Infekt, schwierig. Da die Therapie das Gegenteil einer Infekttherapie mit chirurgisch ausführlichem Debridement und Säuberung der Wunde darstellt, kann diese Erkrankung leicht übersehen oder nicht beachtet werden. Unbehandelt führt die Erkrankung zur raschen großflächigen Hautnekrose und hat eine Mortalität von bis zu 30%. Es besteht eine starke Koinzidenz mit Autoimmunerkrankungen.

Methodik: Es wir ein Fall eines postoperativen bullösen PG berichtet und ausführlich dokumentiert, der sich nach einer arthroskopischen Meniskuspartialresektion bei einem 82-jährigen Patienten ereignet hat. Postoperativ kam es zu einer stark schmerzhaften Wundheilungsstörung mit rascher Progredienz von Hautnekrosen (Abbildung 1 [Abb. 1]). Aufgrund des schnellen Verlaufes wurde der Patient mit Verdacht auf eine Nekrotisierende Fasziitis mehrfach radikal debridiert. In keinem der Abstriche und Gewebeproben konnte ein Bakteriennachweis erbracht werden. Die CRP- und Leukozytenwerte waren kontinuierlich erhöht bei unauffälligem Procalcitonin Wert. Es wurden mehrere Vacuumverbandbehandlungen durchgeführt, die jedoch zum weiteren Fortschreiten der Wundgröße führten. Bei ausgeprägtem Hautdefekt im Kniebereich wurde ein freier Latissimuslappen mit folgender Meshgraft Deckung durchgeführt, der gut einheilte. Die Entnahmestelle zeigte eine zunehmende Wundheilungsstörung im gesamten Hautbereich. Bei einer fraglichen mikrobiellen Herzklappenbesiedlung wurde eine antibiotische Therapie unterschiedlicher Wirkungsspektren versucht, die jedoch keinen ausreichenden Erfolg zeigte. Aufgrund der Gesamtsituation erfolgte im Verlauf ein Wechsel auf eine Cortisontherapie, die innerhalb einiger Tage deutlich sichtbare Besserung der Wundverhältnisse erbrachte. Zwischenzeitlich war der Patient im klinischen Bilde einer Sepsis katecholaminpflichtig gewesen. Trotz des langwierigen Verlaufes und ausgeprägten Wundbefundes heilten die Wunden unter Cortisontherapie vollständig ab.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Das postoperative PG ist eine schwerwiegende Erkrankung, deren Erkennung durch die Möglichkeit eines postoperativen Infektes stark erschwert wird. Trotzdem muss bei fehlender Besserung trotz Fehlen eindeutiger histologischer Nachweise, und insbesondere bei negativen mikrobiologischen Befunden, das PG als wichtige Differentialdiagnose in Betracht gezogen werden.