Article
Multilokulärer Morbus Paget bei IBMPFD- Syndrom (Inclusion Body Myopathy with early-onset Paget Disease and Frontotemporal Dementia) Darstellung eines Krankheitsverlaufes über 14 Jahre und der aktuellen Literatur
Search Medline for
Authors
Published: | October 2, 2012 |
---|
Outline
Text
Fragestellung: Welche differentialdiagnostischen Erwägungen sollten bei einem Patienten mit generalisierten Knochenbefall bei Morbus Paget und zusätzlich bekannten myopathischen Gewebssyndrom vom Gliedergürteldystrophietyp und einer Psychopathie einbezogen werden. Wie wird das zugehörige IBMPFD- Syndrom diagnostiziert und therapiert. Wie erfolgt die Beurteilung des IBMPFD- Syndroms in der aktuellen Literatur.
Methodik: Dargestellt wird der ungewöhnliche Krankheitsverlauf eines Patienten mit einem nahezu generalisierten Knochenbefall bei Morbus Paget über einen Zeitraum von 14 Jahren. Bei einer Vorstellung im September 1999 zeigte der Patient eine gedrungene Statur mit überproportionaler Kopfgröße und Extremitätenlänge. Die klinische Untersuchung erbrachte einen diffusen Klopfschmerz im Bereich der Wirbelsäule mit Schwerpunkt lumbal. Wesentliche Einschränkungen der Wirbelsäulenbeweglichkeit oder sensomotorische Defizite lagen nicht vor. Auffällig war eine Antekurvation und Hyperthermie des linken Schienbeines.
Laborchemisch bestand eine massive Erhöhung der alkalischen Phosphatase auf 171 µmol/l*s (NB 1,77-44) und der knochenspezifischen alkalischen Phosphatase auf 124,7 µmol/l*s (NB <2,0). Als Marker für die Osteoklastenaktivität zeigten sich Desoxypyridinol- Crosslink mit >30 nmol/mmol Kreatinin (NB 2,5-5,0) und N-Telopeptid mit >153 nmol/mmol Kreatinin im Urin deutlich positiv (NB 6-15).
Konventionell Radiologisch zeigte sich neben einer generalisierten grobsträhnigen Zeichnung im Bereich der Wirbelsäule und der unteren Extremitäten eine Antekurvation der linken proximalen Tibia sowie eine wolkige Strukturveränderung und Verdickung der Schädelkalotte. Es zeigten sich Höhenminderungen aller Wirbelkörper, besonders ausgeprägt im Bereich der Lendenwirbelsäule (Abbildung 1 [Abb. 1]).
In einer Ganzkörperskelettszintigraphie wurde eine vermehrte Knochenstoffwechselaktivität in fast allen Skelettanteilen beschrieben. In der Beckenkammbiopsie zeigte sich ein hochgradig gesteigerter Knochenumbau, der von pathologischen Riesenosteoklasten mit stark erhöhter Resorptionsaktivität gekennzeichnet war. Zusammen mit der zusätzlich bestehenden stark verbreiterten Trabekelstruktur mit irregulären Kittlinien im Sinne eines Mosaikmusters bestand somit histologisch das typische Bild einer Osteodystrophia deformans.
Ergebnisse und Schlussfolgerungen: Nach umfangreicher humangenetischer Abklärung konnte eine bislang noch nicht beschriebene Punktmutation im Exon 5 des VCP-Gens (Valosin-containing-protein) nachgewiesen werden und die Diagnose eines IBMPFD- Syndroms bestätigen. Eine kausale Therapie des IBMPFD- Syndroms ist bisher nicht bekannt.
In der Literatur sind etwa einhundert Fälle dieses Syndroms in Fallstudien beschrieben [1], [2], [3].
Literatur
- 1.
- Guyant-Maréchal, et al. Valosin-containing protein gene mutations: clinical and neuropathologic features. 2006.
- 2.
- Kimonis V, Watts GD. Inclusion body myopathy with Paget disease of the bone and/or frontotemporal dementia. 2007.
- 3.
- Weihl CC, et al. Valosin-containing protein disease: inclusion body myopathy with Paget's disease of the bone and fronto-temporal dementia. 2009.